Sommerlager

Rückblick auf die Sommerlager 2023: Internationales Engagement #mitASF

In diesem Sommer haben sich europaweit internationale Gruppen im Rahmen von #mitASF ehrenamtlich engagiert.

Menschen säubern Grabsteine auf einem Friedhof. Viel Grün und alte Grabsteine sind zu sehen. Foto von Piotr Strycharski.
Image: Piotr Strycharski

Die Teilnehmenden pflegten jüdische Friedhöfe in Polen, Ungarn und Litauen und legten die Fundamente einer zerstörten Synagoge im lettischen Višķi frei. Andere Gruppen recherchierten in Gedenkstätten zu den Lebensgeschichten der Verfolgten und setzten sich in einem Fotoprojekt mit den Beziehungen zwischen ehemaligen Konzentrationslagern und dem heutigen Wohnumfeld der Nachbarschaft auseinander. Im deutsch-israelischen Sommerlager beschäftigten sich die Teilnehmenden zudem mit queeren Identitäten in beiden Ländern. Neben dem praktischen Engagement, den Recherchen und Exkursionen hatten die internationalen Teilnehmenden zahlreiche Gelegenheiten, sich in Gesprächsrunden, Freizeitaktivitäten und Ausflügen besser kennenzulernen und unterschiedliche Perspektiven zu verstehen.

Besondere Highlights waren die Sommerlager in Oświęcim (05.-15.08.2023) und Budapest (15.07-27.07.2023), die durch das Programm „Citizens, Equality, Rights and Values“ (CERV) der Europäischen Union gefördert wurden. Ziel des Projekts in Polen war es, die Erinnerung an die Auschwitz-Sublager und verwandte Orte zu fördern sowie Wissen über den Nationalsozialismus und den Holocaust, einschließlich aktueller Formen von Antisemitismus, zu sammeln und darüber zu diskutieren. Durch Führungen und Workshops lernten die Teilnehmenden die Geschichte des Holocaust sowie die jüdisch-polnische Geschichte von Oświęcim kennen. Sie beschäftigten sich mit den Auswirkungen der begangenen Verbrechen bis in die Gegenwart und analysierten die Mechanismen von Antisemitismus und Rassismus heute. Ein Tag war der Pflege des jüdischen Friedhofs in Oświęcim gewidmet. 25 Teilnehmende aus vier EU-Ländern arbeiteten in Kleingruppen an verschiedenen Orten des Auschwitz-Komplexes, erforschten und kartierten bedeutende Stellen. „Dabei ging es mir nicht nur darum, historische Fakten zu vermitteln, sondern auch darum, Verbindungen zwischen den Orten, den Menschen und der Vergangenheit herzustellen. Für mich wurde deutlich, dass ASF die Erinnerungskultur nicht nur theoretisch, sondern durch konkrete, menschliche Begegnungen lebendig hält“, berichtete eine Teilnehmende.

Das Sommerlager „Vergessene Geschichten“ in Budapest brachte 25 internationale Teilnehmende aus Deutschland, Spanien, Frankreich, Polen, Israel, Litauen, den Niederlanden und Griechenland zusammen. Ungarn beherbergt eine der größten und dynamischsten jüdischen Gemeinden Europas. In Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Kulturverein „Mazsike“ arbeiteten die Teilnehmenden auf dem größten jüdischen Friedhof Ungarns, tauchten in die Vergangenheit und Gegenwart des jüdischen Lebens in Ungarn ein und lernten das moderne Budapest sowie seine lange und vielseitige Geschichte kennen. Der Arbeitseinsatz auf dem Friedhof in Kozma Utca umfasste die Reinigung und Restaurierung der Grabsteine. Die Gruppe entfernte Unkraut, säuberte die Gräber und zeichnete die Inschriften nach. Eine Führung über den jüdischen Friedhof vermittelte den Teilnehmenden mehr historischen Kontext. Das kulturelle Programm beinhaltete Führungen, Museumsbesuche und Treffen mit Historikern und Überlebenden. Die Teilnehmenden reflektierten ihre Erlebnisse und schlossen das Sommerlager mit einer Gedenkfeier ab.. „Insgesamt hat das Sommerlager seine Ziele hervorragend erfüllt: Es unterstützte Erinnerungsinitiativen in Budapest, förderte den Wissensaustausch über die jüdische Geschichte und den Holocaust, bewahrte den Friedhof, stärkte das lokale Gedenken und förderte europäische Verbindungen“, so der Vertreter der Organisation „Mazsike“.

Es sind dies nur einige Eindrücke, die die Sommerlagerarbeit des Jahres 2023 ausgezeichnet haben. In den Projekten von Ungarn über Lettland und Deutschland bis nach Israel haben die Teilnehmenden in ihren Sommerlagern Geschichte im Kleinen mit den „großen“ Erzählungen des Zweiten Weltkriegs verknüpft, Zeichen der Solidarität mit engagierten Menschen vor Ort gesetzt und gelernt, Nicht-Sichtbares wieder erfahrbar zu machen. Sie haben gelernt, dass Nicht-Vergessen und Engagement im Kleinen anfangen, und bringen so die Werte der Menschlichkeit, des Friedens und Zusammenhalts an verschiedenste Orte in Europa und darüber hinaus – eine Arbeit, die heute wichtiger ist denn je.

Eindrücke

Das Sommerlager im polnischen Oświęcim pflegte den jüdischen Friedhof, recherchierte über die jüdische Geschichte der Kleinstadt und die Shoah im nahe gelegenen Vernichtungslager Auschwitz.
Das Sommerlager bei einer Führung durch die Gedenkstätte im bayrischen Flosssenbürg.
Diskussion darüber, wie die NS-Verbrechen erinnert oder aber verdrängt worden sind.
Die Sommerlager-Gruppe in der Gedenkstätte Flossenbürg.
Das Sommerlager in der Gedenkstätte Buchenwald pflegte einen Gedenkpfad.
Das Sommerlager in Budapest erkundet den großen und zugewachsenen jüdischen Friedhof.
Im lettischen Višķi legte das Sommerlager in Zusammenarbeit mit mehreren Partnerorganisationen die Fundamente einer zerstörten Synagoge frei und pflegte den jüdischen Friedhof des früheren Stetls.
Gedenken an die Shoah-Opfer in Lettland.
In der Gedenkstätte in Berlin-Schöneweide recherchierten die Teilnehmenden die Lebenswege von Zwangsarbeiter*innen.
Im Dokumentationszentrum Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide.
Bei der Pflege von jüdischen Grabsteinen im litauischen Zarasai.
Grabsteine freilegen, dokumentieren, reinigen und wieder aufstellen.