Predigthilfe zur Friedensdekade

Predigthilfe 2016

Im Berliner Bezirk Zehlendorf liegt die Spanische Allee. Harmlos klingt der Name und ist es doch so gar nicht, denn die Trasse zwischen Avus und Potsdamer Chaussee erhielt ihren Namen im Jahr 1939 und ehrte damit die heimkehrende »Legion Condor«. Die Elitetruppe Herrmann Görings hatte am 26. April 1937 die baskische Stadt Guernica in Schutt und Asche gelegt.

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Die Ereignisse um Guernica sind bekannt, nicht zuletzt durch das Bild von Pablo Picasso, das Lorenz Wilkens für uns in diesem Heft bespricht. Dieses Bild symbolisiert wie kaum ein anderes Kunstwerk im 20. Jahrhundert den Schrecken des Krieges und wird in unzähligen Unterrichtsstunden in unseren Schulen behandelt. Ob jedoch zumindest die Schülerinnen und Schüler in Berlin wissen, was sich hinter dem Namen der Spanischen Allee verbirgt? Ich wage es zu bezweifeln. So zieht sich denn diese Kriegsspur nahezu unsichtbar durch unsere Stadt.

»Misstraut den Grünanlagen!«, so hat der wunderbare Journalist Heinz Knobloch einmal in dem Vorwort seines Buches »Herr Moses in Berlin« über Moses Mendelssohn formuliert. Er hatte dabei den Jüdischen Friedhof in der Alten Hamburger Straße vor Augen, der im Erscheinungsjahr seines Buches schon viele Jahre zerstört war und lediglich einem schönem Park glich, so dass die meisten Menschen nicht einmal wussten, dass es sich um einen von den Nationalsozialisten zerstörten Ort handelte.

Es ist ein gutes Motto, um die verborgene Geschichte Berlins zu entdecken, denn in der Mitte unserer Hauptstadt finden sich nicht wenige solcher Plätze, die deshalb grün und leer sind, weil sie eine Zerstörungsgeschichte haben. »Misstraut den Grünanlagen!« also erweitert um die Aufforderung »Misstraut den Straßen, misstraut den Plätzen«– ein guter Leitgedanke auch für eine Predigthilfe von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die sich im Rahmen der Ökumenischen Friedensdekade mit dem Thema »Kriegsspuren« beschäftigt.

Denn Misstrauen ist angebracht, nicht zuletzt gegenüber unseren eigenen Erinnerungen. Denn Vieles, an das wir aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges erinnern, ist nicht einfach Krieg – es sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die gezielte Vernichtung des europäischen Judentums ist ganz gewiss nicht einfach eine Kriegsspur. Und daher braucht es Tiefenschärfe gerade bei einem Thema wie das der Kriegsspuren.

Zu leicht verwischen sonst die Linien der Verantwortlichkeiten, zu verführerisch ist es, gemeinsam das Grauen des Krieges zu abstrahieren und zu beklagen. Und es braucht das Wissen um die eigene deutsche Erinnerungsgeschichte, die viele Jahrzehnte eine Verdrängungsgeschichte war – und an Stellen auch heute noch ist! – und auch das Wissen, wie und unter welchen Bedingungen die Erinnerungsgeschichte in anderen Ländern verlief.

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