Predigthilfe zur Friedensdekade
Predigthilfe 2014
Es ist eine gute Tradition, dass die Predigthilfen von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste ein biblisches Zitat als Titel tragen, und so haben wir den diesjährigen Vers »Sie taten nicht, was der König ihnen befohlen hatte« aus einem der beiden Texte ausgewählt, auf die sich das Motto der diesjährigen Friedensdekade bezieht, aus Exodus 1,8-20. Der König, dem hier widerstanden wird, ist der ägyptische Pharao und die Geschichte erzählt uns von dem mutigen Aufbegehren der beiden hebräischen Hebammen mit den klingenden Namen Schifra (Schönheit) und Pua (Glanz), die Gott fürchteten – so sagt es uns der Text – und daher dem Pharaonen herrscher widerstanden, der das Volk Israel ausrotten wollte.
Der wahnsinnigen Logik des Herrschers nach müssen die Kinder Israels rasch ermordet werden, um ausschließen zu können, dass sie sich nicht eines fernen Tages mit den Feinden des Herrschers verbinden könnten. Die Hebammen durchbrechen diese Logik durch ihr Handeln, setzen ihre Gottesfurcht gegen die Königsfurcht und es wird am Ende die Tochter des Königs selbst sein, die den Retter Israels rettet und aus dem Wasser zieht – wohl wissend, dass es sich um ein Kind des von ihrem Vater verfolgten Volkes handelt. Das Jahr 2014 erinnert uns an Zeiten, in denen die Kriegslogik zum Tod von Millionen und Abermillionen Menschen führte.
Vor einhundert Jahren begann der 1.Weltkrieg und nur 25 Jahre später mit dem deutschen Überfall auf Polen bereits der zweite seiner Art. Die Zahlen der Opfer dieser beiden Kriege können nicht einmal genau bestimmt, sondern nur geschätzt werden. Wir wollen uns an diese Kriege nicht erinnern, um uns von der heutigen Welt und ihren kriegerischen Gefahren abzuwenden – sondern im Gegenteil – um uns ihr zuzuwenden.
»Die Gegenwart neigt dazu, sich einzigartig zu geben« – so formuliert es Fulbert Steffensky in einem Gespräch mit Frigga Haug zum obengenannten Bibeltext, das sie in Auszügen in der vorliegenden Predigthilfe lesen können. Und dabei lassen uns doch die Krise in der Ukraine und der Zugewinn nationalistischer Parteien im europäischen Parlament eindrücklich spüren, wie wenig vergangen das Vergangene ist.