Predigthilfe zur Friedensdekade

Predigthilfe 2013

Ob zur Zeit des Alten Testaments oder zur Zeit der Reformation oder heute – der Auftrag Gottes an uns ist klar: »Schaffet Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht. Errettet den Geringen und Armen und erlöst ihn aus der Gewalt der Gottlosen.« Möge diese Predigthilfe zur Friedensdekade helfen, diesen Auftrag heute neu
zur Sprache zu bringen!

Ökumenische Friedensdekade Poster 2013: Verschaffe mir Recht! mit Zeichnung von Menschen hinter Fenstern.
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Das Motto der Friedensdekade ist »Solidarisch?« Damit ist ein sehr weites Feld angedeutet. Durch das Stichwort »uneingeschränkte Solidarität«, die nach dem 11. September 2001 Gerhard Schröder gegenüber den USA ausrief, ist deutlich geworden, dass Solidarität und Frieden nicht unbedingt dasselbe sind. Nun beginnt die Friedensdekade in diesem Jahr am 10. November, dem 530. Geburtstag Luthers, ein Tag, an dem vor 75 Jahren nicht nur Fenster und Leuchter splitterten (»Reichskristallnacht«) , Feuer schwelten und ein erster Rauch aufstieg, den künftigen ankündigend, sondern in Pogromen wüstes Unheil gegen die jüdische Minderheit in Deutschland angerichtet wurde.

Im Luther-Gedenkjahr »Reformation und Toleranz« sind wir mit den Erinnerungen an die Novemberpogrome 1938 mitten im Unfrieden, der Entsolidarisierung. Luther wollte von den Nöten der Bauern nicht viel wissen, von denen der Juden gar nichts. Und die Kirchen waren vor 75 Jahren kriegsbegeistert, sie kannten keine Solidarität mit den Nachbarländern, mit den bedrängten und verfolgten Juden und den vielen anderen, die anders waren als sie…

So stehen wir am Anfang der Friedensdekade mitten in der Geschichte von Gewalt, an der unsere Tradition entschieden und manchmal auch entscheidend beteiligt war. Diese Erfahrung hat unsere Kirchen und Gemeinden, unsere Gesellschaft verändert. Nehmen wir den Militarismus auch der Christen in der Weimarer Zeit und dem beginnenden 2. Weltkrieg ohne Scheu wahr, ahnen wir, wie viele Schritte schon getan wurden, zu einer neuen Sicht von Glauben und Leben, zu einer anderen kirchlichen Verkündigung und gemeindlichen Praxis zu gelangen.

Und doch bleibt, verglichen mit biblischer Sehnsucht nach Befreiung, Frieden und Gerechtigkeit und dem Reich Gottes oder einer von dieser Verheißung getragenen Christenheit, noch ein langer, vielleicht unendlich weiter Weg. Die Texte der vorliegenden Predigthilfe nehmen an dieser Sehnsucht ihr Maß. Anders gesagt, die Texte für den drittletzten Sonntag nach Trinitatis beziehen sich auf diese Sehnsüchte als Fragen nach unserem Verhältnis zu Recht und Gerechtigkeit und als Fragen zu Gottes Handeln und dem unsrigen.