Predigthilfe zum Israelsonntag
Predigthilfe 2014
Die Barmer Theologische Erklärung ist eines der wichtigsten Dokumente, ja Bekenntnisse (diese Nomenklatur sei einer reformierten Theologin gestattet) des letzten Jahrhunderts. Doch sie ist nicht nur aktuell in ihrer Theologie, sondern auch darin, dass sie uns daran erinnern muss, dass diese theologisch so richtige Erklärung die Diktatur in Deutschland und die Ermordung von mehr als sechs Millionen jüdischen Menschen nicht verhindert hat.
Die Erwählung Israels wird 1934 in diesem Dokument der Bekennenden Kirche nicht thematisiert. Hier sind weite Kreise in Theologie und Kirche heute weiter gegangen – und gleichzeitig ist an anderen Orten ein deutlicher Rückschritt spürbar. Gleich zu Beginn dieses Bandes nimmt uns die junge Israelin Hadas Cohen in ihrem Essay auf ihre schwierige Reise als Nachgeborene nach Deutschland mit und lässt uns an ihrer Zerrissenheit angesichts dieser deutschen und jüdischen Vergangenheit teilhaben. Wie Rabbiner David Fine aus New Jersey, der uns sowohl den Predigttext aus dem Römerbrief, als auch die Verse Exodus 19,5-6 auslegt, ist sie Stipendiatin des Programms Germany Close Up.
Jedes Jahr reisen mit diesem Programm 250 junge meist amerikanische Jüdinnen und Juden, junge Berufstätige, Studierende und Rabbinerinnen und Rabbiner aus allen Bereichen des jüdischen Lebens für ein bis zwei Wochen nach Deutschland. Seit Beginn dieses Jahres gehört Germany Close Up nun zu Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und wir möchten Reflexionen aus diesem Programm auch in unsere Predigthilfe einbringen. Denn amerikanisch-jüdische Perspektiven sind im deutschen Diskurs sonst eher selten zu hören und bieten teils ungewöhnliche Perspektiven. So legt Rabbiner Fine dar, dass ein gewisses Maß an Stolz wichtig für die Moral sei und sieht eine Analogie zwischen der paulinischen Theologie und dem deutsch-französischen Verhältnis. Während wir diese Predigthilfe im April vorbereiten, wird die Situation in der Ukraine immer bedrückender.
Niemand kann abschätzen, wie das Leben dort sein wird, wenn Sie diese Zeilen nun einige Zeit später lesen. Der Bericht unserer Freiweilligen Carina Schweikert lässt uns an der Situation der letzten Wochen im Februar teilhaben – und unsere Gedanken und Gebete sind bei den Menschen in der Ukraine, insbesondere auch bei unseren jüdischen Projektpartnern, deren Situation so undurchschaubar erscheint.