Predigthilfe zum Israelsonntag

Predigthilfe 2013

Nicht nur Menschen wurden deportiert. Es gibt auch deportierte Sätze. Einer dieser Sätze steht in Johannes 4,22: Das Heil kommt von den Juden. Ein Satz aus dem Munde Jesu, kein Zusatz und kein Nebensatz. Zuerst wurde der Satz deportiert, herausseziert, zum Verstummen gebracht. Danach folgten die Menschen.

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1905 hieß es in einem evangelischen Kommentar zum Johannesevangelium, der Satz sei »eine der abgeschmacktesten und unmöglichsten Glossen …, die jemals einen Text nicht nur entstellt, sondern in sein gerades Gegenteil verkehrt haben«. (zit. nach A. Pangritz, 9.11.2008). Aber der Satz hat das Vernichtungslager der Fehlinterpretation, der exegetischen Unmöglichkeitserklärung überlebt. Abgeschmackt ist nicht der Satz und sein Inhalt, sondern diese Art von Kommentaren.

Aber wie steht es heute mit unserer evangelischen Interpretation? Ist sie nicht immer noch scheu und zurückhaltend? Der Satz, der stillschweigend wieder an seinen Platz und behutsam in seinen Kontext zurückgesetzt wurde, wie man einen Setzling einpflanzt, wird vorsichtig beäugt. Man will sehen, wie er sich entwickelt. Zu den Hauptsätzen evangelischer Profilbildung gehört er noch immer nicht. Auf den ersten Bänken tummeln sich eher Sätze wie der vom lebendigen Wasser in Johannes 7.

Auch unter den fett gedruckten Merksätzen in der Luther-Bibel findet sich unser Satz nicht. Im Kapitel 4 verfehlt der lehrreiche Fettdruck unseren wiederauferstandenen Satz ganz knapp. Nach den Bearbeitern der Lutherübersetzung sollen sich die evangelischen Christen nicht den Vers 22, sondern den Vers 24 merken: Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Dabei ist der Überlebende, der Satz: Das Heil kommt von den Juden, viel einfacher zu merken und auch zu verstehen: »Die Formulierung fasst den Inhalt der gesamten Schrift wie keine andere in einem einzigen Satz zusammen.« sagt Frank Crüsemann in seinem kämpferischen Buch vom Wahrheitsraum des Alten für das Neue Testament. (Crüsemann, Wahrheitsraum, 124)

Unser Satz ist geradezu die Voraussetzung, um den Vers vom Geist und von der Wahrheit zu verstehen. Um welche Wahrheit geht es denn? Geht es nicht um die Wahrheit des Gottes von Abraham, Sara, Isaak, Rebecca, Jacob und Rahel? Und geht es beim lebendigen Wasser nicht um die Tora, diesen Brunnenquell göttlicher Erkenntnis? Warum wohl spielt sich die Szene zwischen Jesus und der Samariterin, die fast eine Liebesgeschichte ist, an einem Brunnen ab?

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