Predigthilfe zum 27. Januar – Internationaler Holocaust-Gedenktag

Predigthilfe 2015

Am 27. Januar vor 70 Jahren wurde Auschwitz befreit. Ein sehr wichtiger Tag, an den wir mit großer innerer Anteilnahme und mit Dankbarkeit denken. Das Grauen dieses größten Vernichtungslagers wurde beendet, die Inhaftierten befreit. Und doch: Wie soll ich dieses Gedenken, dem wir unsere Predigthilfe widmen, »geleiten«?

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Reden und Texte, die sich mit den lang nachwirkenden Folgen des Leidens, des Überlebens und Sterbens in Auschwitz befassen, sind schwer und lasten auf uns. Langwirkende Folgen für die Opfer, für die die Befreiung in so vielen Fällen keine wirkliche Freiheit und kein neues Lebensglück bedeutete, selbst wenn sie sich mit Elan in den Aufbau einer neuen Existenz stürzten.

Das Verschweigen ihrer Leiden in den Konzentrationslagern, das sie vor der Erinnerung schützen sollte, führte bei vielen zu Depressionen im Alter, und die Kinder und Enkel trugen eine ihnen unbekannte Last mit sich, die auch ihnen die Lebensfreude nahm und wohl auch heute noch nimmt. Auf der Seite der Täter war das Schweigen ebenfalls tief und hatte seelische Folgen bei ihnen selbst wie bei ihren Nachkommen.

Von beidem zeugen Texte dieser Predigthilfe. Wir wissen nur allzu gut, wie sehr sich die meisten Deutschen nach dem Krieg davor gescheut haben, ihre jeweils eigene Rolle während der NS-Herrschaft – als Ärzte, als Juristen, Lehrer, Professoren, Polizisten, Verwaltungsbeamte, Industrielle und in vielen andern Berufsgruppen – kritisch unter die Lupe zu nehmen. Die gesellschaftlichen Folgen der Weigerung und des Schweigens haben schon in den frühen 60er Jahren Margarethe und Alexander Mitscherlich in ihrem großen Buch »Die Unfähigkeit zu trauern« beschrieben und viele meiner Generation damit wach gerüttelt.

Lothar Kreyssig sprach von der angstvollen Selbstbehauptung, der Selbstrechtfertigung, Bitterkeit und dem Hass, dem er mit der Gründung von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste eine Kraft entgegensetzen wollte. Das ist in den letzten Jahrzehnten an vielen Stellen gelungen, nicht nur bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, und es hat ein Heilungsprozess begonnen. Und doch bleibt die Herausforderung wach zu bleiben.

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