Predigthilfe zum 27. Januar – Internationaler Holocaust-Gedenktag
Predigthilfe 2023
Und wie Schuld es so an sich hat – sie kriecht hinein in Seele und Leben. Wer kann schon behaupten, davon frei zu sein? Einmal schuldig geworden und dann genesen und eine Weile immun? Oder wie ein dreckiger Fleck auf dem Hemd oder der Bluse, den die Waschmaschine schon wieder wegbekommt? Wenn Schuld in Vergebung und Versöhnung gewandelt werden soll, braucht es viel mehr. Es braucht das eigene heiße Herz, das den Schmerz über Unrecht zulässt, das die Taten benennt und die Täter*innen beim Namen nennt. Und es braucht viele große und kleine äußere, sichtbare Schritte, von möglichst vielen Menschen gemeinsam gegangen: Es braucht das öffentliche Benennen und Bekennen von Unrecht und Schuld, die sichtbaren Kainsmale. Und es braucht auch eine kollektive Reue und Trauer. Deswegen ist ein kritischer Geschichtsunterricht in den Schulen unabdingbar, deswegen sind Erinnerungsorte und Mahnmale so wichtig. Und die wiederkehrenden Gedenktage, wie der 27. Januar, der als der »Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus« nun seinen festen Platz auch in der Perikopenordnung hat. Am 27. Januar 2023 wird der Deutsche Bundestag in seiner Gedenkstunde Menschen in den Mittelpunkt stellen, die in der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer sexuellen Identität gedemütigt, verfolgt und ermordet wurden. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und Queers – kurz LGBTIQ* – gehören zu den lange marginalisierten NS-Opfergruppen, die oft auch heute noch Diskriminierung erleben. Viele der vorliegenden Beiträge dieser Predigthilfe geben Menschen eine Stimme, deren sexuelle Identität von dem heteronormativen Ideal abwich.