Predigthilfe zum 27. Januar – Internationaler Holocaust-Gedenktag
Predigthilfe 2019
Dass dies nun geschieht, ist ein wichtiger und notwendiger Schritt, für den wir uns in den letzten Jahrzehnten immer wieder starkgemacht haben. Seit 2003 publizieren wir bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in jedem Jahr auch zu diesem Tag eine eigene Predigthilfe, um diesem mittlerweile internationalen Gedenktag durch Gebet, Lied, Meditation und viele sprechende Bilder auch theologisch-liturgisch Gestalt zu geben.
Mit der diesjährigen Ausgabe, die umfangreicher ist als die üblichen Predigthilfen, stellen wir Ihnen Ergebnisse unserer Arbeit aus den letzten Jahrzehnten vor, verbunden mit neuen Texten und Überlegungen. Es ist ein grundlegendes Kennzeichen unserer Arbeit, dass verschiedene Generationen gemeinsam über die Frage des angemessenen Gedenkens nachdenken und auch darum ringen. Zwischen den jüngsten und den ältesten Autorinnen und Autoren dieses Hefts liegen fast siebzig Jahre Altersunterschied. Ihnen als unseren Leserinnen und Lesern ist vielleicht manche Sprache und Sprachform eher fremd und eine andere dann wieder nah.
Die Verschiedenheit der Zugänge ist für unsere Arbeit jedoch konstitutiv. Wir hoffen, sie kann Ihnen für die Vorbereitung der eigenen Gottesdienste und Andachten hilfreich sein. Gedacht haben wir in der Konzeption sowohl an diejenigen, die bereits in jedem Jahr einen Gottesdienst zu diesem Gedenktag feiern als auch an die diejenigen, die sich 2019 zum ersten Mal dieser Aufgabe stellen. Gleichwohl jedoch, ob wir uns bereits im Gedenken üben oder damit erst beginnen: Der 27. Januar bleibt ein Stolperstein in der Zeit, wie es Gabriele Wulz so prägnant in ihrem Artikel aus dem Jahr 2016 formulierte.
Und die Frage, welche Sprache wir für das Gedenken an die Ermordung von Millionen von jüdischen Männern, Frauen und Kindern finden können, läss sich auch nach jahrzehntelanger Arbeit an liturgischen Texten gerade nicht einfach und für alle Zeiten beantworten. Denn, wie Dorothee von Tippelskirch schreibt: »Wir können von Gott in Auschwitz nicht sprechen. Und: Wir können von ihm nicht schweigen. Wir können nur anerkennen, dass zu den Bedingungen der Möglichkeit weiterer Rede von Gott das Berührt-Werden als ein Modus der Beziehung zum anderen gehört.
Konkret: Unter den Bedingungen der Möglichkeiten weiterer Rede von Gott ist seither die Teilnahme am Entsetzen und die Trauer der Überlebenden, das Mitleiden mit Israel zurechnen.« In der Arbeit von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste liegt ein Schwerpunkt auf dem Hören der Geschichten der Überlebenden und ihrer Nachkommen, mit denen wir in den Freiwilligendiensten, Sommerlagern und Begegnungsprogrammen eine tätige Beziehung eingehen dürfen. Ihre Erzählungen werden auch in unseren Gottesdiensttexten hörbar und erfahrbar.
AFS-Blog

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