Aus dem Freiwilligenalltag
Staffelübergabe bei den Freiwilligen und Start in die Bewerbungsphase #mitASF
Für beide Jahrgänge endet beziehungsweise beginnt das Freiwilligenjahr mit einem Seminar. Die abgehenden Freiwilligen kommen zu einem letzten Treffen in ihrem jeweiligen Land zusammen – von Jerusalem bis Philadelphia, von London bis zum griechischen Örtchen Kiato am Mittelmeer. Gemeinsam schaut die Freiwilligengruppe und ihre Landesbeauftragte auf die Erlebnisse des Jahres zurück, werten den Freiwilligendienst aus und werfen ein Blick voraus, wie sie ihre Erfahrungen künftig in ihrer weiteren Ausbildung, Arbeit oder Engagement nutzen können. Viele enge Freundschaften sind in diesem Jahr entstanden, es ist Zeit Abschied zu nehmen, doch viele Verbindungen bleiben über dieses Jahr hinaus. Manche Freiwillige bleiben sogar im Land oder kehren später zurück.
Die angehenden Freiwilligen bereiten sich derweil auf ihr Jahr #mitASF vor: lernen die Landessprache, sortieren die nötigen Papiere und legen alles, was in einen großen Rucksack passt, fünfmal zusammen. Anfang September geht es für die meisten Freiwilligen dann ins malerische Hirschluch im Südosten von Berlin. Mitten im Grünen findet hier über mehrere Tage hinweg ein großes Vorbereitungsseminar statt.
In diesen Tagen lernen die Freiwilligen sich untereinander und ASF besser kennen. Ehemalige Freiwillige teilen ihre Erfahrungen, gemeinsam bereiten sich die Freiwilligen auf ihre jeweiligen Tätigkeitsfelder vor, also zum Beispiel auf die soziale Arbeit mit älteren Menschen oder Menschen mit Behinderungen oder der Bildungs- und Archivarbeit in Gedenkstätten und Museen. In Exkursionen und Workshops setzen sich die Freiwilligen mit der Geschichte und den Zielen von ASF und den Partnerorganisationen auseinander. Nach acht vollen Tagen fahren dann die Freiwilligen jeweils mit den Mitfreiwilligen gemeinsam in die einzelnen Länder aus. Hier folgen für sie die Orientierungstage, bei denen sie sich gezielt auf den Freiwilligendienst im Land vorbereiten, die Landessprache weiterlernen und mehr über die Geschichte und Gesellschaft erfahren.
Parallel dazu bewerben sich gerade junge Menschen für ihren Freiwilligendienst ab dem Herbst 2024. Sie stehen vielleicht gerade vor dem Abschluss der Schule und Ausbildung oder planen ihr Studium für ein Freiwilligenjahr zu unterbrechen. Voraussichtlich bis zum 1. November diesen Jahres haben sie Zeit sich über ASF zu informieren und ihre Bewerbung online einzureichen. Alle Infos und das digitale Bewerbungsformular hier. Dazu starten wir in diesen Tagen eine Kampagne. Unter den Hashtags #mitASF und #einjahrimauslandengagiert berichten die aktuellen Freiwilligen direkt von ihren Erfahrungen aus dem Freiwilligendienst. Mehr dazu auf unserem Instagram-Kanal.
Eindrücke vom Abschlussseminar in London
Wie in allen anderen ASF-Ländern geht auch in Großbritannien für die aktuellen Freiwilligen ihr Jahr #mitASF zu Ende. Sie trafen sich alle in London zum Abschlussseminar.
Sabrina, die ASF-Landesbeauftragte berichtet vom Seminar:
„Bei unserem Abschlussseminar haben wir in erster Linie das Jahr reflektiert. Außerdem haben wir einen „Survival Guide“ für die Nachfolger*innen mit nützlichen Tipps und Empfehlungen zusammen gestellt. Wir finden: Der ist ziemlich schick geworden.
Und wir haben über unsere Rechercheprojekte gesprochen. Jeder Freiwilligen-Jahrgang arbeitet daran über das Jahr. In diesem Jahr haben sich vier Freiwillige mit der Familiengeschichte einer Zeitzeugin beschäftigt, die vor der Shoah mit einem Kindertransport gerettet wurde. Sie kam per Zug aus Prag nach London. Als ein Ergebnis unseres Projekts werden demnächst Stolpersteine für ihre Eltern und eine Großmutter in Klatovy in Tschechien verlegt werden. Weitere vier Freiwillige haben sie mit der Familiengeschichte einer Überlebenden aus Eberswalde beschäftigt. Eberswalde ist auch der Wohnort von einem der vier Freiwilligen. Dort wird demnächst ein Stolperstein für die Eltern und den Bruder der Überlebenden gelegt werden.
Die vier polnischen Freiwilligen haben sich aus dem Stolen Memories-Projekt der Arolsen Archives ein Objekt (einen Ring) ausgesucht und nach der Familie des Eigentümers gesucht. Sie sind in ihrer Recherche bis zu der Enkelin des Ring-Besitzers gekommen!“
Eindrücke aus den Vorbereitungsseminaren
Anfang September trafen sich die neuen Freiwilligen bei den Vorbereitungsseminaren zum ersten Mal. Bei Berlin trafen sich die Freiwilligen aus Deutschland, die in verschiedene Länder Europas, Israel und die USA ausreisen. Ebenfalls im grünen Umland von Berlin kamen die Freiwilligen aus Israel, Frankreich, Russland und den USA zusammen, die im internationalen Freiwilligen-Programm in verschiedenen deutschen Städten ihren Dienst leisten werden. In Krakau wiederum trafen sich Freiwillige aus Deutschland, Polen und der Ukraine. Sie werden für ihren Dienst nach Polen oder Großbritannien gehen.
So unterschiedlich diese Programme sind, alle Freiwillige haben letztlich dieselben Fragen: Wir wird mein Frewilligenleben in einem anderen Land, mit einer anderen Sprache und neuen Menschen sein? Wie wird meine Freiwilligenarbeit und die Partnerorganisation sein? Wo wohne ich, wie sieht mein Alltag aus? Auf diese Fragen bereiteten sich die Freiwilligen gemeinsam mit ASF-Mitarbeiter*innen sowie ehemaligen Freiwilligen vor, die von ihren Erfahrungen berichteten. Workshops, Exkursionen und ein Kulturprogramm rundeten die Seminare ab. Gut vorbereitet ging es dann weiter in die Länder, wo sich die Freiwilligen als Ländergruppen nochmal gezielt auf die Sprache, Gesellschaft und Geschichte des Landes vorbereiteten.
„Die Verantwortung, die wir als Gesellschaft tragen, nicht zu vergessen, sich zu erinnern und aus der Vergangenheit zu lernen, dabei als Freiwilliger aktiv zu sein und in den Dialog zu gehen sowie Erinnerungskultur und Völkerverständigung zu leben – das ist ASF für mich. Auch wenn der Holocaust bereits Jahrzehnte zurück liegt und wir jetzigen Freiwilligen die dritte Generation abbilden, darf diese Verantwortung niemals in den Hintergrund rücken. Im Gegenteil, wir sehen wieder, dass es in Europa einen Krieg gibt. Ein Krieg, der auf Unrecht basiert. Wir müssen als Europa zusammen stehen. Mit dieser Verantwortung meine ich: Aktiv ins Machen gehen, anstatt ins Reden. Das ist, was ich aus diesem Jahr mitnehme.“
Freiwilliger 2022/2023 in der Wiener Holocaust Library und der Association of Jewish Refugees