Aus dem Freiwilligenalltag, Patenschaft, Spenden und Fördern

Junge Menschen unterstützen, Verantwortung zu übernehmen

Ein Gespräch mit Donata Gries, die schon 30 Patenschaften für ASF-Freiwillige übernommen hat: Warum unterstützt sie dieses Engagement? Was erfährt sie als Patin von den Freiwilligen? Was zeichnet in ihren Augen einen Freiwilligendienst aus?

Drei Freiwillige unterhalten sich lächelnd im Grünen in Oświęcim, Polen, an einem Tisch.
Die ASF-Freiwilligen Anastasiia und Jonas engagierten sich in einem jüdischen Kulturzentrum in Oświęcim, Polen. Bild: ASF/Andrzej Rudiak

Ein Freiwilligendienst mit ASF – was verbinden Sie damit?

Für mich hat das drei Ebenen: die persönliche Entwicklung und Übernahme von Verantwortung. Erinnerungskultur. Christliche Werte.

Wo haben Sie als Patin diese Dimensionen bei den Freiwilligen erlebt?

Meine beiden Töchter haben Freiwilligendienste gemacht. Die jungen Erwachsenen, die rausgehen, sind ja meist das erste Mal unabhängig vom Elternhaus. Sie übernehmen gesellschaftliche Verantwortung — auch in konflikthaften Themenfeldern – und spüren dabei: Ich bin nicht nur für mich da. Sie setzen sich diesem neuen Leben voll aus, sie erleben sich so selbst anders. Das ist ein großer Wachstumsschub.

Welche konkreten Einblicke haben Sie aus dem Freiwilligenalltag bekommen?

Ich habe mittlerweile 30 Patenschaften übernommen und die Freiwilligen haben mir viele Berichte geschickt: Sie setzen sich ganz unterschiedlich in diesem Jahr mit sich und ihrem Friedensdienst auseinander: Manche gehen leichter, andere schwerer mit diesem neuen Leben und seinen Herausforderungen um, was jedoch Prozesse sind, durch die man gehen muss. Und der Projektalltag in Griechenland kann ganz anders aussehen als in den USA oder Polen. ASF unterstützt sie dabei. Diese Begleitung hat mich am meisten überzeugt: angefangen bei den Vorbereitungsseminaren, den Seminaren im Land bis zu den Ansprechpersonen, wenn Freiwillige Unterstützung brauchen.

ASF versteht das Engagement als eine aktive Form des Erinnerns…

Über das, was unter Erinnerungskultur verstanden wird, gibt es ja sehr unterschiedliche Ansichten. Aus psychologischer Sicht ist für mich aber klar, dass man nur etwas überwinden kann, wenn man sich damit auseinandersetzt. Und wir müssen uns immer bewusstmachen, wie grausam Menschen werden können – besonders, wenn Systeme Grausamkeit befördern und es individuell kaum Auswege daraus gibt. In Zeiten, wo wir jedoch die Freiheit haben, uns damit offen auseinanderzusetzen, können wir lernen
Nein sagen zu den kleinen Grausamkeiten im eigenen Alltag. Zu diesen Fragen arbeite ich auch als Unternehmensberaterin. Deutschland hat heute eine für mich in Vielem vorbildliche Erinnerungskultur, dazu gehört auch die Arbeit von ASF. Unter Stalin etwa ermordete man Millionen von Menschen, was nicht aktiv bearbeitet und betrauert wurde. Vermutlich würde Russland heute woanders stehen, wenn die Gesellschaft sich aktiv mit dieser Schuld und Verletzung auseinandergesetzt hätte.

Sie erwähnten christliche Werte …

… das ist mir in der ASF-Arbeit sehr wichtig, gerade mit Blick auf die heutige Zeit: Der Mensch wird schuldig, was ihn jedoch nicht in Ohnmacht und Starre halten muss. Denn ihm wird vergeben, wenn er das aufrichtig annimmt. Der Mensch kann dann so viel Gutes erreichen.

Was würden Sie anderen als Patin empfehlen?

Eine Patenschaft für die Freiwilligen aus dem Ausland, die hier im internationalen Freiwilligenprogramm aktiv sind! Gerade mit Blick auf die Kriege unserer Zeit fand ich es wichtig, junge Freiwillige aus der Ukraine, Russland oder Israel zu fördern.

Donata Gries ist Theologin, hat einen Master-Abschluss in systemischer Beratung und ist selbständige Unternehmensberaterin.

Eine ältere Frau mit Brille und weißem Haar lächelt freundlich. Sie trägt einen blauen Blazer.

„Ich freue mich auf jeden neuen Bericht meiner ‚Paten-Freiwilligen‘! In ihnen werden Begegnungen mit Menschen lebendig, deren Geschichten von Diskriminierung, Rassismus oder Antisemitismus geprägt sind – Themen, die auch heute leider aktuell sind. Alle Freiwilligen sagen, dass diese intensiven Erfahrungen in ihrem Leben als wertvolle Bereicherung nachwirken.“

Dr. Irmgard Schwaetzer

Staats- und Bundesministerin a. D., langjähriges Mitglied des Deutschen Bundestages (FDP), ehem. Präses der Synode der EKD