Predigthilfe zum Israelsonntag
Predigthilfe 2018
Die Feier des Israelsonntags in unseren Kirchen hat eine spannungsvolle Geschichte und es bleibt daher wichtig, sich stets vor Augen zu führen, dass unser heutiger, hoffentlich sensibler Umgang mit diesem 10. Sonntag nach Trinitatis erst mit Ende der 1970er Jahre seinen Anfang fand. Er ist damit nicht mehr als ein Wimpernschlag in der Kirchengeschichte. Die Zeit, in der anknüpfend an das für diesen Sonntag vorgeschlagene Evangelium (Lk 19,41-48) die Zerstörung des Tempels als Strafgericht über die ungläubigen Jüdinnen und Juden verstanden worden ist und gleichzeitig als Beleg für die christliche Überlegenheit galt, ist um ein Vielfaches länger – und hat ihren Grund gerade auch in den Texten des Neuen Testaments.
Daher darf die Wirkmächtigkeit des neutestamentlichen Textes nicht unterschätzt werden.Vor diesem Hintergrund stellt ein Aufsatz von Peter von der Osten-Sacken den eröffnenden Beitrag unserer Predigthilfe dar. Es folgt ein Aufsatz von Martin Stöhr, der sich mit den Worten des Propheten und den mannigfaltigen theologischen und auch politischen Traditionen, die sich mit dieser heiligen Stadt verbinden, auseinandersetzt ungleichzeitig sorgfältig die Sphären voneinander trennt. Gesine Palmer beschäftigt sich in ihrem Beitrag »Trennen oder Verbinden?« Bemerkungen über eine umkämpfte Stadt« sowohl mit der Situation im heutigen Jerusalem als auch mit unserem eigenen Blick darauf.
Astrid Fiehland an der Vegt predigt klug über Jesaja 62 und redet der Hoffnungslosigkeit das Wort, indem sie formuliert: »In Jerusalem wird es niemals Frieden geben? Das ist kein christlicher Satz. Wenn es für Jerusalem keine Hoffnung gibt, dann gibt es überhaupt keine Hoffnung für die Welt!«. Ihre Predigt artikuliert wie andere Texte unserer Predigthilfen damit eine Haltung, die uns zutiefst wichtig ist bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Es geht nicht darum, in den Chor derer einzustimmen, die niemals Frieden in Jerusalem sehen können.
Es geht vielmehr darum, die zutiefst jüdische und dann auch christliche Hoffnung zu beschreiben, dass alles auch anders werden kann. »Weil das, was ist, nicht alles ist, kann das, was ist, sich ändern.« So hat es Jürgen Ebach einmal auf einer Werk-statt Theologie bei ASF zu Theodor Adornos »Minima Moralia« formuliert. Diese Wahrheit durchzubuchstabieren und deutlich zu artikulieren, ist angemessen am Israelsonntag.