ASF-Weggefährt*innen, Zivilcourage und Widerstand
Seid Menschen. Sie war a Mensch.

Margot Friedländer ging auf ganz unterschiedliche Gruppen von Menschen offen und aufgeschlossen zu. Sie hatte einen wachen, neugierigen und zugleich warmen Blick und wurde umgekehrt immer wieder besonders herzlich von den Gruppen auf- und angenommen. Denn Begegnungen mit Margot Friedländer beruhten stets auf freundlicher Gegenseitigkeit, Gespräche mit ihr auf Austausch und gemeinsamem Lernen.
Sie berichtete vom Antisemitismus und der rechten Hetze der 1930er-Jahre, den gescheiterten Versuchen der Emigration und dem Überleben im Versteck, schließlich von ihrer Deporation ins KZ Theresienstadt, das Überleben und der Emigration in die USA, der Erinnerung an ihre ermordeten Eltern und den Bruder. Sie konnte sich aber auch mit Berliner Stadtteilmüttern über ihre Kindheit in Kreuzberg oder kürzliche Begegnungen auf der Straße unterhalten.
Ihr wechselhafter Lebenslauf, der von vielen Sprachen und Kulturen geprägt war, von Um- und Aufbrüchen, Gewalt, Versteck und Flucht, aber aber auch vom Widerstehen, Weitermachen, sich fortentwickeln, brachte sie vielen Menschen näher, die von außen oftmals als bildungsfern und fern der deutschen Geschichte und damit immer auch als fern der deutschen Gesellschaft markiert werden. In zahlreichen intensiven Gesprächen und Begegnungen mit den Stadtteilmüttern im ASF-Arbeitsbereich Geschichten in der Migrationsgesellschaft, stellten Margot Friedländer und die Soziallotsinnen, die aus ganz unterschiedlichen Ländern kommen, zahlreiche Gemeinsamkeiten fest: von einer Kindheit in Kreuzberg, Eltern, die in die Metropole Berlin migriert waren und ein Ladengeschäft betreiben, Asyl und Emigration.
Diese biographische Gemeinsamkeiten übertrug Margot Friedländer auch in ihr Engagement, mit dem sie sich solidarisch mit allen Minderheiten zeigte und gegen jede Menschenfeindlichkeit stellte. Ihr Engagement für Erinnerung verband sie immer mit einer freundlichen, aber klaren Stimme gegen Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Sie warnte immer wieder eindringlich vor den neuen alten Nazis, ihrer Menschen- und Demokratieverachtung.
Diese Stimme wird fehlen. Was bleibt, ist ihre einfache wie deutliche Aufforderung: Seid Menschen.
Margot Friedländer war a Mensch. Danke!
Möge ihr Andenken ein Segen sein.
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