CERV, Sommerlager, Tschechien

Erinnern, Lernen und Handeln gegen Antiziganismus

Im Juli 2025 fand in Tschechien ein neuntägiges europäisches Begegnungsprogramm statt, das sich mit der Geschichte, Kultur und aktuellen Herausforderungen der Romn*ja beschäftigte. Organisiert von der tschechischen Organisation SERVITUS in Zusammenarbeit mit ASF, dem Museum für Roma-Kultur in Brno und der Gedenkstätte in Hodonín u Kustanatu, vereinte das Projekt 25 Teilnehmende aus Deutschland, Tschechien, Spanien, Österreich und den Niederlanden. Ziel war es, das Bewusstsein für die Verfolgung, das kulturelle Erbe und die gegenwärtigen Diskriminierungen der Romn*ja zu stärken, die Erinnerung an die NS-Verfolgung – insbesondere im Kontext des „Z“-Konzentrationslagers in Hodonín – lebendig zu halten und die Erinnerungskultur aktiv weiterzuentwickeln.

„Dieses Sommerlager traf den Kern der Idee von ASF und Servitus, weil es darauf abzielte, die Geschichte und Kultur der Romn*ja kennenzulernen und sich dann durch praktische Arbeit für deren Erhalt einzusetzen“, erklärte J, Leiterin der Gruppe und fügte hinzu: „Es wurde im Rahmen der Workshops vor Ort immer wieder betont, dass es nicht selbstverständlich ist, dass diese Geschichte erzählt wird. Allein die Bezeichnung des Konzentrationslagers stößt oft auf Widerstand.“ Die anhaltende Diskriminierung der Romn*ja sei eine Herausforderung, die nur durch kontinuierliches Engagement bewältigt werden könne. „Daran kann ein einziges Sommerlager nicht viel ändern. Und doch macht es einen Unterschied!“, betonte J.

Das Programm gliederte sich in zwei Phasen: In Brno hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, durch die Führungen, Rundgänge und Workshops Einblicke in die Vergangenheit der Romn*ja zu gewinnen, das aktuelle Leben der Minderheit kennenzulernen und sich mit der lokalen Community auszutauschen. In der Gedenkstätte Hodonin, die auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers liegt, wurde die Gruppe nach der inhaltlichen Einführung in praktische Arbeiten eingebunden, bei denen Zäune, Wege und Flächen der Gedenkstätte gepflegt wurden. Diese Unterstützung vor Ort und gemeinsame praktische Tätigkeit war nicht nur eine wertvolle Hilfe bei der Erhaltung des historischen Ortes, sondern förderte auch den europäischen Gemeinschaftssinn. „Wir waren die erste große Gruppe vor Ort mit einem so umfassenden Programm. Zuhören, Anpacken und praktische Unterstützung leisten – so kann ein kleiner Beitrag viel bewirken.“- berichtete eine Teilnehmerin. Die Erfahrungen und das Wissen, das im Rahmen des Begegnungsprogramms vermittelt wurde, haben eine langfristige Wirkung: „Die Gespräche, die wir führten, veränderten auch etwas. Menschen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Kontexten nahmen teil – das lässt hoffen, dass die Botschaft in vielen unterschiedlichen europäischen Räumen ankommt.“, resümierte ein anderer Teilnehmer.

Das Projekt vermittelte nicht nur Wissen, sondern schärfte auch das Bewusstsein für Diskriminierung und förderte den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. Es war eine bereichernde Erfahrung, die zeigte, wie interkultureller Austausch, gemeinsames Lernen und praktische Unterstützung dazu beitragen können, gegen Diskriminierung vorzugehen. „Der Austausch hat mein Verständnis für die Geschichte und Kultur der Roma vertieft und meine Empathie für gesellschaftliche Herausforderungen gestärkt“, fasste eine anderer Teilnehmer ihre Erfahrung zusammen „Es ist ein kleiner, aber bedeutender Schritt im Kampf für Sichtbarkeit und Gleichberechtigung“.

Das Sommerlager wurde gefördert durch CERV. Das Programm „Citizens, Equality, Rights and Values“ (CERV) der Europäischen Union fördert unter anderem Projekte zu den Themen Gleichstellung, Teilhabe und Gewaltprävention.