Oświęcim, Polen, Sommerlager

Auf den Spuren der Zwangsarbeit: Sommerlager für lebendige Erinnerung

Die Finkelstein Stiftung setzt sich für die Erinnerung an Zwangsarbeit ein und  fördert ASF bis 2027. Ein Rückblick auf die ersten gemeinsamen Projekte in diesem Sommer, die sich auf verschiedenen Wegen auf die Spuren der Verfolgten begeben haben.

Eine Gruppe junger Menschen läuft bei Sonnenschein auf ein großes Backsteingebäude zu.
Eine Sommerlager-Gruppe erkundet das Gelände des früheren Lagers Augustaschacht bei Osnabrück.

Im Sommer 2025 bot ASF erneut das beliebte Bildungs- und Begegnungsformat der Sommerlager an, das junge Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenbringt, um sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und aktiv Erinnerungskultur zu gestalten. Die Programme verbinden historische Bildung mit kreativem Arbeiten und fördern den internationalen Austausch. Die Sommerlager fanden unter anderem in Berlin-Schöneweide, Osnabrück und Oświęcim (Auschwitz) statt – jedes Projekt mit einem eigenen Schwerpunkt.

Die Hans und Berthold Finkelstein Stiftung schärft die Erinnerungskultur im Unternehmen Bayer. Sie unterstützt Forschungs- und Erinnerungsprojekte zu den Verbrechen der Nationalsozialisten – insbesondere zum Thema NS-Zwangsarbeit und der I.G. Farbenindustrie AG, kurz I.G. Farben. Die Finkelstein Stiftung entwickelt Programme, um historische und ethische Verantwortung in der Unternehmenskultur zu stärken. Sie fördert dafür dialogorientierte Projekte in Europa, Israel und den USA, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Hass und Diskriminierung zu stärken.

„Searching for Traces of Forced Labour“ in Berlin

In Berlin-Schöneweide stand die Geschichte der NS-Zwangsarbeit im Fokus. Unter dem Titel „Searching for Traces of Forced Labour“ beschäftigten sich die Teilnehmenden intensiv mit dem Thema und erarbeiteten unter professioneller Anleitung eine Fotoausstellung. Kreative Workshops ermöglichten einen künstlerischen Zugang. Neben historischen Inputs und Exkursionen brachte ein internationaler Abend die vielfältigen Kulturen der Teilnehmenden zusammen. Das gemeinsame Erleben schuf ein starkes Gemeinschaftsgefühl und einen offenen Austausch.

Archäologische Grabungen in Osnabrück

Das Sommerlager in Osnabrück legte den Schwerpunkt auf praktische Arbeit: In der Gedenkstätte Augustaschacht konnten die jungen Menschen archäologische Grabungen durchführen und so zur Erforschung eines ehemaligen sogenannten Arbeitserziehungslagers beitragen. Hier wurden rund 2.000 Männer und Jugendliche unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert und mussten Zwangsarbeit leisten. Das Sommerlager gestaltete die inhaltliche Auseinandersetzung  über ganz praktischen Grabungs- und Dokumentationsarbeiten. Diese Verbindung von körperlicher Arbeit und inhaltlichem Lernen ermöglichte einen lebendigen Zugang zu einem weniger bekannten Kapitel der NS-Geschichte. Ergänzt wurde das Programm durch den Besuch weiterer historischer Stätten sowie einen Schabbat-Gottesdienst.

„Ich fand die Kombination aus körperlicher Arbeit und inhaltlichem Input gut […]. Es war spannend, diesen kleinen, eher unbekannten Ort kennenzulernen und das Konzept eines Arbeitserziehungslagers wirklich zu verstehen.“ – Teilnehmer in Osnabrück

Verfolgung und Erinnerung in Oświęcim

In Oświęcim besuchten die Teilnehmenden die Gedenkstätten der ehemaligen Lager Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau in Polen. Durch Workshops, Exkursionen und Austausch konnten sie die komplexe Geschichte erforschen und ihre persönliche Auseinandersetzung vertiefen. Die emotionale Erfahrung und der interkulturelle Dialog fördern nicht nur Wissen, sondern stärken auch das Bewusstsein für demokratische Werte und gesellschaftliches Engagement.

„Das Verständnis, wie politische und soziale Ereignisse entstehen und wirken – historische Ereignisse dürfen wir nicht ignorieren, denn sie prägen, wie unsere Gesellschaft heute funktioniert. Die Emotionen, die ich erlebt habe, werde ich bewahren, denn Mitgefühl ist der Funke, der uns antreibt, für Gerechtigkeit einzutreten.“ – Teilnehmerin in Oświęcim (Auschwitz)

Über die Förderung

Die Finkelstein Stiftung fördert die Sommerlager, weil sie jungen Menschen die Chance bieten, Resilienz zu entwickeln, um Angriffen auf unsere Demokratie kritisch und gestärkt zu begegnen. Durch die intensive Auseinandersetzung mit Geschichte und das gemeinsame Erleben in internationalen Gruppen lernen die Teilnehmenden, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv für eine gerechte Zukunft einzusetzen. Dieser Ansatz stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und demokratische Werte.

Die Sommerlager 2025 zeigen eindrucksvoll, wie Geschichte lebendig bleibt und zur Inspiration für persönliches und gesellschaftliches Wachstum wird. Sie verbinden Bildung, Kreativität und Begegnung zu einem nachhaltigen Erlebnis, das junge Menschen befähigt, als verantwortungsbewusste Akteur*innen in einer demokratischen Gesellschaft zu handeln.

 

Eindrücke aus den Sommerlagern

Die Gruppe führte archäologische Grabungen durch und dokumentierten die Fundstücke.
Das Sommerlager in der Gedenkstätte des Zwangsarbeiterlagers in Berlin-Schöneweide bearbeitete die historischen Spuren in einem Fotoprojekt.
Anhand von Fundstücken, Texten und historischen Quellen recherchierte die Gruppe die Biographien einiger Verfolgter.