In eigener Sache

ASF im Jahr 2025

Unsere Zeit ist voller Umbrüche. Auch ASF ist einerseits von globalen Krisen wie den Kriegen in Ukraine und Israel oder der gestiegenen Inflation betroffen und setzt sich andererseits mit den internationalen Partner*innen umso mehr für Erinnerung und Solidarität über Grenzen hinweg ein. Hier ein Überblick, was wir 2025 vorhaben, was sich ändert und was uns wichtig ist.

Das Jahr 2025 steht im Zeichen globaler Umbrüche, erstarkendem Rechtsextremismus, Nationalismus und Großmachtdenken, aber auch der Solidarität der angegriffenen Demokratien und der umso dringlicheren Zusammenarbeit von Staaten und Zivilgesellschaftlichen über Grenzen hinweg. ASF wird sich mit den internationalen Partnerorganisationen und den Freiwilligen in 11 Ländern weiterhin für Erinnerung und Solidarität einsetzen.

Kritisches Erinnern gegen Geschichtsverzerrungen

Dieses Engagement in und für unsere Gegenwart verstehen wir dabei immer auch geschichtsbewusst: 2025 jährt sich die Befreiung der Konzentrations- und Vernichtungslager sowie das Ende des NS-Terrors zum achtzigsten Mal. ASF-Freiwillige werden rund um den 27. Januar die Jugendbegegnung des Deutschen Bundestagstags in Oświęcim begleiten. Der ukrainische Shoah-Überlebende Roman Schwarzman, mit dem ASF und der BerlinOdessaExpress Medikamentenlieferungen an NS-Verfolgte in Odesa organisieren, wird die Rede in der Gedenkstunde halten.

Rund um den 8. Mai sowie zu den Gedenkveranstaltungen anlässlich der Befreiung der KZ in Deutschland werden Freiwillige aus den Gedenkstätten sowie aus unseren Partnerländern berichten. Das zeichen 01/2025 greift zudem marginalisierte Erinnerungen auf und berichtet und setzt sich mit den erinnerungskulturellen Ambivalenzen der Befreiung in Deutschland, Osteuropa und Ländern wie Japan und Italien auf.

Im Mittelpunkt der ASF-Öffentlichkeitsarbeit stehen dabei Geschichten, die uns Überlebende anvertraut haben und weiter anvertrauen. Besonders in Israel und den USA ist es uns möglich, weiterhin vielen Überlebenden zu begegnen. Die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und die kritische Auseinandersetzung mit der NS-Vernichtung bleiben auch mit zeitlichem Abstand notwendig. Mit dem Erstarken rechtsextremer Parteien nehmen die Versuche hier wie anderswo zu, die NS-Verbrechen zu verdrängen und zu instrumentalisieren. Dem widersprechen wir auch in Zusammenarbeit mit weiteren Gedenkstätten und der Kampagne „Gerade jetzt“.

Erinnerung und Demokratie im Zeichen der Menschenwürde

Nach den langwierigen Haushaltsverhandlungen des Bundes, in denen ASF mit vielen weiteren Stimmen aus der Zivilgesellschaft gegen die immer wieder drohenden Sparpläne protestierten und mit zahlreichen Abgeordneten im Austausch standen, gibt es nun für die nächsten acht Jahre eine Bewilligung für das Förderprogramm „Demokratie leben“: Damit können wir die Arbeit der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K+R) im „Kooperationsverbund Rechtsextremismusprävention“ fortsetzen. Angesichts des Rechtsrucks ist es umso dringlicher, dass Kirchengemeinden und die Zivilgesellschaft unterstützt, vernetzt und beraten werden. Eine wichtige Neuerung ist dabei die Zusammenarbeit mit der Alevitischen Jugend, um auch auf rechtsextreme Bewegungen aus der Türkei und die mehrfache Diskriminierung von Minderheiten in der Migrationsgesellschaft einzugehen.

Durch Förderung dieses Bundesprogramms kann auch der „Arbeitsbereich Geschichten in der Migrationsgesellschaft (Amigra) seine Bildungs- und Begegnungsprogramme mit verschiedenen Netzwerken und zivilgesellschaftlichen Organisationen fortsetzen. Der neue Schwerpunkt Mehrfachdiskriminierung und Intersektionalität nimmt dabei in den Blick, wie sich unterschiedliche Diskriminierungsformen etwa aufgrund der Herkunft, Klasse, Gender oder Religion überschneiden und verstärken – sowohl bezogen auf historische Verfolgung, als auch auf unsere Gegenwartsgesellschaft. Das beeindruckende Projekt „10 Perspektiven – Sinti* über Auschwitz, Widerstand und Selbstbehauptung in der Gegenwart“ zeigt diesen Ansatz schon auf.

Künftig werden wir noch enger die Freiwilligenarbeit von ASF mit den Einsatzfeldern von BAG K+R und Amigra verzahnen, zum Beispiel mit der Kampagne „Deine Stimme für Demokratie und Menschenwürde“, die wir in 2025 insbesondere, aber nicht nur im Vorfeld der Bundestagswahlen fortsetzen werden oder bei der Entwicklung von zeichen-Themen und Digitalen Salons und der aktiveren Öffnung des Freiwilligenprogramms in Zusammenarbeit mit den Amigra-Partner*innen aus der Migrationsgesellschaft.

Freiwilligenprogramme zwischen globalen Krisen und neuer Hoffnung

Bei unseren Freiwilligenprogrammen hoffen wir darauf, bald wieder die Stellen in den von Krieg und Gewalt getroffenen Ländern Israel und der Ukraine aufnehmen zu können. Wir wünschen unseren Partner*innen und Freiwilligen aus den Ländern, dass die zermürbende Kriegszeit ein Ende nimmt und ein wirklicher, also Gerechter Frieden in Freiheit und Selbstbestimmung kommt. Noch ist die Unsicherheit groß und die Gefährdungseinstufung des Auswärtigen Amtes besteht weiterhin. Zudem braucht es einen gewissen Vorlauf, um die Programme wieder aufzunehmen. Denn entscheidend für unsere Arbeit ist neben der Sicherheitsfrage auch immer die Meinung der Partner*innen mit ihrem Bedarf und ihren Möglichkeiten, Freiwillige gut zu begleiten. Doch gerade, weil mit den Kriegen neben aller Solidarität auch viele Vorurteile geschürt wurden, teils ganz gezielt als Mittel der hybriden Kriegsführung, wäre es umso wertvoller, wenn wir über unsere Freiwilligen wieder eine persönliche und ganz praktisch wirksame Verbindung aufbauen könnten. Bis dahin gehen unsere Hilfsanstrengungen mit dem Netzwerk Israel und dem BerlinOdessaExpress für die Menschen in beiden Ländern weiter.

Eine andere geopolitische Krise wirkt sich bereits seit einigen Jahren, doch nun immer stärker auf unsere Freiwilligenarbeit aus: Mit dem Brexit ist der bürokratische Aufwand für die Visa-Genehmigungen, arbeitsrechtliche und andere Fragen immens gestiegen. Ab dem Jahrgang 2025–2026 sind die Anforderungen und finanziellen Kosten derart verschärft worden, dass fast alle Partnerorganisationen schweren Herzens ihre Zusammenarbeit unterbrechen müssen. Nur die Coventry Cathedral kann als langjährige und international gut vernetzte Partnerin den Aufwand stemmen. Leider werden sehr schöne Freiwilligenstellen wie in der Begleitung von Kinderüberlebenden bei der Association of Jewish Refugees, in Archiven wie dem Leo Baeck Institute London oder der Wiener Library sowie in wichtigen Sozialprojekten ausgesetzt. Gerade weil mit dem Brexit im Vereinigten Königreich die Lebenshaltungskosten nochmals stärker gestiegen sind und die Gesellschaft von einer noch heftigeren Polarisierung bedroht ist, fällt dieser Schritt sehr schwer. Wir stehen mit der Deutschen Botschaft und britischen Stellen im Kontakt und hoffen auf eine Vereinfachung der Verfahren, um ab 2026 wieder mehr Freiwillige entsenden zu können.

Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit

Gestiegene Kosten und politische Unsicherheit betreffen auch die Arbeit von ASF im Inland, die von Spenden und Zuwendungen getragen wird. Die Anzahl und Höhe der Spenden bleibt stabil, wofür wir sehr dankbar sind. Auch gibt es einen stetigen Zuwachs an Mitgliedern. Zudem konnten wir wichtige öffentliche Förderungen wie das CERV-Programm der EU sichern und zusätzliche Unterstützung von Stiftungen erhalten Dennoch haben wir uns mit Blick auf die künftigen Kostenrisiken dazu entschieden, alle Maßnahmen zu prüfen: Wie sinnvoll und wichtig ist etwas? Geht es auch auf anderer Weise und vielleicht in kleinerem Umfang, um die Ziele und Werte von ASF zu verwirklichen und dennoch unsere personellen und finanziellen Ressourcen zu schonen?

Vor diesem Hintergrund hat sich der Vorstand dazu entschieden, auf den Jahresempfang zu verzichten, der bisher jährlich in verschiedenen Regionen bundesweit stattfand. Über die öffentliche Jahrestagung, unsere Digitalen Salons und die Aktivitäten der Regionalgruppen bleiben wir bundesweit mit unseren Unterstützer*innen im Kontakt. Eine weitere Form des Austauschs ist unser Magazin „zeichen“. Bereits seit einigen Jahren haben wir mit einem Relaunch und einer stärkeren Fokussierung auf Themen, Lebenswege und Bildreihen Akzente gesetzt. Wir stecken diesen Aufwand gerne in die Hefte, die bei so starken Fotoprojekten wie von Alexander Chekmenev aus der Ukraine (02/2022) oder Heike Steinweg („Stimmen aus dem Exil“, 02/2023) ganz in Farbe gedruckt werden. Um das weiter zu ermöglichen, erscheint das „zeichen“ künftig zwei statt dreimal pro Jahr. Unseren Jahresbericht wollen wir mit Grafiken, Bildern und vertiefenden Schwerpunkt-Beiträgen anschaulicher machen. Und vielleicht haben Sie es schon bemerkt, unsere Geburtstagsgrüße kommen nun per E-Mail statt Karte – auch dies, um unsere personellen wie die natürlichen Ressourcen zu schonen.

Auch im Digitalen treten wir für Erinnerung und Solidarität ein und sehen zugleich, wie auch hier Hetze und Falschinformationen grassieren. Deshalb wird die Frage umso wichtiger, wie und wo wir miteinander kommunizieren. Seit dem Besitzerwechsel zu Elon Musk hat sich die Plattform X (früher Twitter) immer mehr zu einem Ort entwickelt, wo Rechtsextreme weitgehend ungestört, oder sogar von oben belobigt, die Geschichte instrumentalisieren können und gegen Minderheiten hetzen. Wir haben deswegen das ASF-Profil Ende 2024 deaktiviert. Weiterhin informieren wir auf Instagram und Facebook, in unserem Newsletter sowie auf unserer Website: www.asf-ev.de. Dort kann auch das Magazin zeichen oder die Predigthilfen kostenfrei abonniert werden.

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