Erinnerungskultur, Jahrestagung, Krieg und Frieden

80 Jahre – kein Ende? Vielstimmige Jahrestagung in Berlin

Wie können Kriege enden? Was ist ein gerechter Frieden? Warum gibt es heute keinen Tag ohne Krieg auf der Welt? Wie die Wunden des Krieges heilen, wie an die Opfer und Täter*innen erinnern? Welche Rolle spielen dabei internationale Kooperation und die europäische Integration? Dazu diskutierten über 150 Menschen auf der ASF-Jahrestagung in Berlin. Im Anschluss fand die Mitgliederversammlung statt.

Ein Podium bei der ASF-Jahrestagung 2025 in Berlin diskutiert über Erinnern, Verständigung und Frieden.
Panel zum Spannungsfeld von Erinnern, Verständigung und Friedensperspektiven

Der Politikwissenschaftler Timothy Williams eröffnete die Tagung mit einem Vortrag. Unterschiedliche Formen von Krieg und gewaltsamen Konflikten herrschen weltweit vor, von denen manche mehr, viele aber weniger stark in der globalen Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Oftmals ziehen sich informelle Konflikte über Jahrzehnte hin, andere konnten durch Friedensschlüsse wirksam überwunden oder zumindest „eingefroren“ werden. „Zentral ist dabei die Wahrnehmung der Kriegsparteien: Wie schätzen sie die eigenen Ressourcen und Verluste ein, wie die des Gegners? Wie viel Widerstand gibt es innergesellschaftlich gegen eine Fortsetzung der Kämpfe, welche Auswege bieten sich in ihrer Sicht an?“, so der Forscher, der Universtität der Bundeswehr in München. Entgegen der Debatten zwischen idealistischen Ansätzen, die vor allem auf Demokratisierung setzten und Ansätzen, die nur auf miliärische Machtperspektiven abstellen, sei der fallgenaue Blick auf die lokalen Gegebenheiten jedes einzelnen Konfliktes und vor allem, wie die zentralen Konfliktakteure

Die Erinnerung und Aufarbeitung der Folgen für die Opfer von Krieg und Gewalt und Verantwortung der Täter*innen ist dabei eine wichtige Dimension, die nicht nur symbolisch, sondern auch konkret sozial und politisch relevant ist: Ernsthaft und mit den Betroffenen gemeinsam angegangen ist sie ein unerlässlicher Bestandteil von Friedenslösungen. Erinnerung kann jedoch auch geschichtspolitisch instrumentalisiert werden, um eine Friedenslösung zu verhindern und eine tatsächliche Aufarbeitung von Gewalt und ihren Folgen zu untergraben. Darüber diskutierten im Anschluss Deborah Hartmann, Direktorin des Hauses der Wannseekonferenz, Kateryna Mishchenko, die ein Ukraine-Programm der Bundeszentrale für politische Bildung kooridiniert und Emran Elmazi, der das Bildungsforums gegen Antiziganismus leitet.

Am Nachmittag konnten dann die über 150 Teilnehmenden auf einer dekolonialen Stadtführung im nahe gelegenen „Afrikanischen Viertel“ sowie in Workshops selbst mehr lernen und sich austauschen: von der Erinnerung in postmigrantischen Gesellschaften Europas, rechtsextremen Geschichtserzählungen, inklusivem Gedenken an die „Euthanasie“-Morde und den Völkermord an Sinti* und Roma* in Europa, den Folgen des Terrors vom 7. Oktober,  bis zur schwierigen Erinnerungskultur und den Verdrängungsmechanismen unter den autoritären Bedingungen in Russland.

Wie jedes Jahr wurde das Wochenende mit der ASF-Mitgliederversammlung abgeschlossen. Die Mitglieder tauschten sich zu den Aktivitäten des vergangenen Jahres, der finanziellen Sicherung der Arbeit sowie den politischen Folgen des Rechtsrucks in den USA und anderen Ländern und den Perspektiven für die Freiwilligenprogramme in Israel und dem östlichen Europa aus.

 

Eindrücke

Über 150 Menschen kamen zusammen: Freiwillige, Mitarbeiter*innen, Ehrenamtliche und Mitglieder sowie Partner*innen aus Kirchen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Panelist Emran Elmazi im Gespräch mit Jutta Weduwen.
ASF-Vorsitzende Ilse Junkermann eröffnete die Jahrestagung.
Timothy Williams bei seinem Vortrag zur Frage: Wie können Kriege enden?
Arbeitsgruppe zur verdrängten Erinnerung in Russland und der Sowjetunion.
Dekolonialer Stadtrundgang zur Geschichte des "Afrikanischen Viertels" und der Umbenennung von Straßennamen.
Die ASF-Mitglieder bei der Diskussion über die Aktivitäten und Perspektiven der ASF-Arbeit.
Der ASF-Vorstand und die Tagungsleitung bei der Mitgliederversammlung.

Begegnungen, Diskussionen und Austausch. Das war die Jahrestagung und Mitgliederversammlung.