Erinnerungskultur, Jahrestagung, Krieg und Frieden
80 Jahre – kein Ende? Vielstimmige Jahrestagung in Berlin

Der Politikwissenschaftler Timothy Williams eröffnete die Tagung mit einem Vortrag. Unterschiedliche Formen von Krieg und gewaltsamen Konflikten herrschen weltweit vor, von denen manche mehr, viele aber weniger stark in der globalen Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Oftmals ziehen sich informelle Konflikte über Jahrzehnte hin, andere konnten durch Friedensschlüsse wirksam überwunden oder zumindest „eingefroren“ werden. „Zentral ist dabei die Wahrnehmung der Kriegsparteien: Wie schätzen sie die eigenen Ressourcen und Verluste ein, wie die des Gegners? Wie viel Widerstand gibt es innergesellschaftlich gegen eine Fortsetzung der Kämpfe, welche Auswege bieten sich in ihrer Sicht an?“, so der Forscher, der Universtität der Bundeswehr in München. Entgegen der Debatten zwischen idealistischen Ansätzen, die vor allem auf Demokratisierung setzten und Ansätzen, die nur auf miliärische Machtperspektiven abstellen, sei der fallgenaue Blick auf die lokalen Gegebenheiten jedes einzelnen Konfliktes und vor allem, wie die zentralen Konfliktakteure
Die Erinnerung und Aufarbeitung der Folgen für die Opfer von Krieg und Gewalt und Verantwortung der Täter*innen ist dabei eine wichtige Dimension, die nicht nur symbolisch, sondern auch konkret sozial und politisch relevant ist: Ernsthaft und mit den Betroffenen gemeinsam angegangen ist sie ein unerlässlicher Bestandteil von Friedenslösungen. Erinnerung kann jedoch auch geschichtspolitisch instrumentalisiert werden, um eine Friedenslösung zu verhindern und eine tatsächliche Aufarbeitung von Gewalt und ihren Folgen zu untergraben. Darüber diskutierten im Anschluss Deborah Hartmann, Direktorin des Hauses der Wannseekonferenz, Kateryna Mishchenko, die ein Ukraine-Programm der Bundeszentrale für politische Bildung kooridiniert und Emran Elmazi, der das Bildungsforums gegen Antiziganismus leitet.
Am Nachmittag konnten dann die über 150 Teilnehmenden auf einer dekolonialen Stadtführung im nahe gelegenen „Afrikanischen Viertel“ sowie in Workshops selbst mehr lernen und sich austauschen: von der Erinnerung in postmigrantischen Gesellschaften Europas, rechtsextremen Geschichtserzählungen, inklusivem Gedenken an die „Euthanasie“-Morde und den Völkermord an Sinti* und Roma* in Europa, den Folgen des Terrors vom 7. Oktober, bis zur schwierigen Erinnerungskultur und den Verdrängungsmechanismen unter den autoritären Bedingungen in Russland.
Wie jedes Jahr wurde das Wochenende mit der ASF-Mitgliederversammlung abgeschlossen. Die Mitglieder tauschten sich zu den Aktivitäten des vergangenen Jahres, der finanziellen Sicherung der Arbeit sowie den politischen Folgen des Rechtsrucks in den USA und anderen Ländern und den Perspektiven für die Freiwilligenprogramme in Israel und dem östlichen Europa aus.
Eindrücke
Begegnungen, Diskussionen und Austausch. Das war die Jahrestagung und Mitgliederversammlung.