Aus dem Freiwilligenalltag, Spenden, Tschechien
Eine Spende für die Freiwilligen – eine Verbindung, die über Grenzen hinweg wirkt
„Ich werde mich auch weiterhin für ein gemeinsames und starkes Europa einsetzen. Ich glaube fest daran, dass eine starke und resiliente Demokratie nur funktioniert, wenn man sich auch für sie einsetzt, mitmacht und mitdiskutiert. Das ist oft unbequem und lässt auch mich oft pessimistisch, traurig oder wütend zurück. Aber gegen meine persönliche Starre und Zukunftsangst ist Engagement die beste Medizin.“
Dieses ermutigende Fazit zieht die Freiwillige Wiebke nach 12 Monaten Friedensdienst. Bis September engagierte sie sich im tschechischen Ústí nad Labem für die Erinnerung an die deutsch-tschechische Beziehungsgeschichte und begleitete ältere Menschen, die selbst oder deren Eltern unter der deutschen NS-Besatzung und Zwangsarbeit gelitten haben.
Ihre Worte machen deutlich, wie das konkrete Engagement junge Freiwillige politisch ebenso wie sozial prägt und motiviert. Die alltäglichen Begegnungen mit Menschen einer anderen Generation in ihrer Stelle beim ASF-Partner Živa Pamět beschreibt sie eindrücklich: „Weil ich hier mit Senior*innen arbeite, mache ich mir natürlich auch Gedanken, wie es für mich sein wird, alt zu sein, wie man in Würde altern kann, was alte Menschen für (andere) Bedürfnisse haben, und was man sich wünscht, wenn man alt ist. Am Wichtigsten ist wahrscheinlich, eine Gemeinschaft zu haben und Freunde, auf die man sich verlassen kann. Dass unsere Gruppe das hier ermöglicht, ist einfach toll. Es achten einfach alle aufeinander und passen auf – so eine liebevolle, aufmerksame und offene Gemeinschaft wünsche ich mir für alle Menschen im Alter und werde mich wohl noch sehr lang daran erinnern!“
Diese wichtige Erfahrung können rund 120 zumeist jüngere Freiwillige jedes Jahr in einem ASF-Dienst machen. Über die Jahre und Jahrzehnte sind daraus zahlreiche Begegnungen und Verbindungen zu vielen einzelnen Menschen sowie den ASF-Partnerorganisationen entstanden – ob in Gedenkstätten und Museen, an Schulen, Kindergärten, Seniorenheimen und Frauenhäusern oder in Nachbarschaftscafés, Suppenküchen und NGOs, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen. So wirken die Freiwilligendienste auf persönlicher wie gesellschaftlicher Ebene.
Diese Verbindungen sind keineswegs selbstverständlich, brauchen Vertrauen und Verständnis sowie eine gute Vorbereitung der Freiwilligen. ASF arbeitet dafür mit landeskundigen Kolleg*innen für jedes Land sowie in langjährigen Partnerschaften mit den Freiwilligenstellen vor Ort zusammen. Die Freiwilligen werden in mehreren Seminaren auf ihren Dienst und das Leben in einem anderen Land vorbereitet und tauschen sich auch während des Jahres dazu in Seminaren und Reflexionsrunden aus.
Diese Qualität kostet etwas. Ein Freiwilligenplatz beläuft sich im Schnitt auf 22.000 Euro im Jahr. Dafür steht ein Freiwilligendienst allen Menschen offen, unabhängig vom finanziellen Hintergrund. Neben öffentlicher und kirchlicher Förderung braucht es dafür auch die Spenden vieler Freund*innen und Weggefährt*innen von ASF. Sie sichern die Unabhängigkeit und Qualität der ASF-Arbeit. Und sie schaffen eine persönliche Verbindung zu den Freiwilligen und ihrem Engagement. Dafür danken wir allen Spender*innen und den Patinnen*Paten der Freiwilligen.