„Dass ihr zu uns nach Odesa kommt, stärkt uns so darin, jeden Tag weiter zu machen“ – das sagte uns die Geschäftsführerin Natalja Vegrian unserer Partnerorganisation „Winds of Change“, nachdem wir mit unserem Hilfstransport angekommen sind. Dabei ist es vielmehr der unermüdliche Einsatz ihres Teams – trotz wiederkehrendem Stromausfall und nächtlichem Luftalarm im nun dritten Kriegswinter, der uns beeindruckt. Schließlich sind wir für einen gemeinsame Lieferung des BerlinOdessaExpress und der NGO Mission Lifeline nur für anderthalb Tage in der Stadt.
In dieser kurzen Zeit war es ruhig, es gab Strom und auf den ersten Blick erscheinen die beleben Straßen im Geschäftsverkehr normal. Doch bei einem zweiten Blick fallen Fensterhöhlen und beschädigte Fassaden auf. Kurz vor unserer Ankunft und in der Nacht auf unsere Abfahrt kommt es zu heftigen Raketenangriffen mitten in Wohnvierteln.
Die Teams von „Winds of Change“ fahren nach solchen Angriffen zu den getroffenen Orten, um ausgebombte Familien seelsorgerisch und ganz praktisch zu unterstützen. In Familienzentren werden die Menschen dann psychologisch betreut, Bildungsangebote für die Kinder sowie eine Unterkunft organisiert. Immer neue Menschen kommen aus den frontnahen Gebieten um Cherson und weiter östlich in die Stadt und nach den wiederholten Angriffen müssen auch zunehmend Stadtbewohner eine neue Bleibe suchen. Auch Mission Lifeline unterhält ein Gästehaus, das Geflüchtete erstversorgt und ihnen eine Perspektive nach dem Ankommen vermittelt.
Bei diesem Transport liefern wir in Zusammenarbeit mit Apotheker ohne Grenzen und dem Verein Kontakte Kontakty Medikamente und Hygienemittel für Familien und ältere Menschen, darunter NS-Überlebende, die der Krieg und die immer spürbareren Folgen besonders hart treffen. In einem Kinderkrankenhaus können wir einen Teil der Medikamente persönliche übergeben und mit der Pflegeleiterin sprechen. Sie berichtet von den großen Anstrengungen, um trotz der schwierigen Versorgungslage nicht nur die Kinder im regulären Klinikbetrieb gut zu betreuen, sondern sich auch auf noch schlimmere Szenarien vorzubereiten und notfalls viele schwer verletzte Patient*innen zu versorgen.
Mithilfe des Berliner Bezirks Lichtenberg und Spenden aus der Wirtschaft konnten wir zudem mehrere Generatoren für Bildungseinrichtungen und Familienzentren in der Stadt übergeben. Neben dieser materiellen Hilfe ist es vor allem die persönliche Solidarität, die unsere Partner*innen hervorheben.
Auch in diesem Jahr haben wir Weihnachtsgrüße aus Berliner Schulen und kleine Geschenke mitgebracht. Gerade in Zeiten, wo autoritäre Populist*innen die Solidarität mit dem angegriffenen Land untergraben wollen, kommt es auf diese zivilgesellschaftlichen Verbindungen umso mehr an. Die nächste Lieferung ist schon in Planung.
BerlinOdessaExpress
Die Hilfsinitiative entstand in den ersten Tagen nach dem russsischen Angriff. Mit Hilfstransporten werden insbesondere Medikamente und Medizintechnik, aber auch Generatoren und Hygienemittel in den Südosten der Ukraine geliefert. Ukrainische Partnerorganisationen verteilten die Güter weiter. Mitarbeitende und ehemalige ASF-Freiwillige sind Teil der Initiative. Die Plattform WE AID der Stiftung Phineo übernimmt die Rechtsform und Spendenverwaltung.