Aus dem Freiwilligenalltag
Ein Rück- und Ausblick zur „Halbzeit“
So wanderten die Freiwilligen in Großbritannien nicht nur zusammen entlang der Steinstrände der südenglischen Steilküstebei Sidmouth, sondern nahmen auch an einem Stadtspaziergang durch Exeter teil. Dabei entdeckten sie Spuren der deutschen Luftangriffe. In Workshops arbeiteten sie gemeinsam zur deutsch-britischen Zeitgeschichte mit einem besonderen Fokus auf die Kolonialgeschichte.
Auch die Freiwilligen der anderen Länder beschäftigten sich intensiv mit der Geschichte ihrer Seminarorte. Die Polen-Freiwilligen erfuhren über die katastrophalen Auswirkungen der Shoah auf die Stadt Łódź und das riesige Zwangsarbeitssystem im Ghetto, aber auch über die Nachkriegsgeschichte der Stadt mit dem Zusammenbruch der Großindustrie und neuen Projekten in den einstigen Fabrikhallen.
Auch in Griechenland und Tschechien lernten die Freiwilligen an historischen Orten. Die Freiwillige Amelie führte die tschechische Gruppe zunächst durch das Museum für Romakultur in Brno, später besuchte die Gruppe das ehemalige KZ Hodonín u Kunstatu. 1942 wurde hier ein Konzentrationslager für Rom*nja und Sinti*zze eingerichtet. Danach arbeiteten die Freiwilligen zu einzelnen Biographien weiter. Auch in Griechenland bekamen die Freiwilligen eine Führung von einem Mitfreiwilligen. Neben der Führung von Johannes durch das Märtyrerdorf Kalavryta arbeiteten die Freiwilligen auch mit dem MOG-Archiv, das die Besatzung Griechenlands aufarbeitet.
Die Belgien-Freiwilligen beschäftigten sich mit politischen Fragen rund um die Europawahlen. Ein Highlight war dabei der Besuch im Europäischen Parlament. Die Freiwilligen besichtigten nicht nur den Plenarsaal, sondern trafen sich auch mit Abgeordneten. Beeindruckend für diese Gruppe war auch ein Treffen mit der Zeitzeugin Sally Daugherty. Mit ihr sprachen sie über jüdisches Leben, erfuhren über ihre Lebensgeschichte und buken Challah. Im norwegischen Trondheim besuchten wiederum die Freiwilligen eine Synagoge und lernten mehr über das jüdische Leben, die Deportationen unter der NS-Besatzung und die Kriegsverbrechen.
Nun geht es für die Freiwilligen in die letzte Phase ihres Freiwilligendienstes. Alle sind nun im Arbeitsalltag angekommen, kennen ihre Aufgaben und Organisationen gut. Viele übernehmen nun mehr Verantwortung oder ein letztes Abschlussprojekt. In den Sommerferien besuchen sich viele Freiwillige gegenseitig und bereisen die Länder, bevor es nach einem Abschlussseminar wieder zurückgeht – oder manche Freiwillige bleiben einfach im Land, zum Beispiel um zu studieren.