Summer Camps
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Arbeitsfelder
Initiativen für demokratisches Handeln, Musik- und Kunstprojekte für Jugendliche, Renovierungsarbeiten für ehemalige ZwangsarbeiterInnen: Das Programm der Sommerlager ist so bunt wie seine Teilnehmer*innen verschieden sind.
Als Orte des Erinnerns befinden sich Gedenkstätten an ehemaligen Konzentrations- oder Arbeitslagern, in denen Menschen aus zum Beispiel ethnischen, religiösen oder politischen Gründen inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden.
Zu unseren Sommerlagerprojekten in Gedenkstätten gehören jegliche Arbeiten, die der Erhaltung und Entwicklung, oft auch von kleineren und weniger bekannten, Gedenkstätten dienen. Zur Instandhaltung der Gedenkstätte gehören einerseits handwerkliche Arbeiten und Renovierungen. Die Freiwilligen kümmern sich um Haus und Garten, indem sie Türen streichen, Unkraut jäten oder Gedenkwege errichten. Von gleicher Bedeutung sind auch unsere Archivierungs- und Recherchearbeiten, die zur Bewahrung der Einzelschicksale in den Lagern und der Biographien der Inhaftierten beitragen sollen. So bekommen die Freiwilligen die Möglichkeit, mit Quellen und Fundstücken Dokumentationsarbeit zu betreiben und die Vergangenheit der Gedenkstätte herauszuarbeiten. Doch auch Projekte wie „Leichte Sprache“, in denen die Teilnehmer*innen der Sommerlager Broschüren und Kataloge in einfache Sprache für Menschen mit Lernbeeinträchtigungen transponieren, können dazugehören.
Diese Erhaltungsarbeiten werden von thematisch passenden Workshops und inhaltlichen Exkursionen begleitet. So setzen sich die Teilnehmer nicht nur mit der Geschichtsaufarbeitung ihres eigenen Landes auseinander, sondern kommen mit den internationalen Teilnehmenden in anregende Diskurse über Ausgrenzung, Rassismus und Vergangenheitsbewältigung im internationalen Kontext. Diese Diskussionen werden von Ausflügen in andere Gedenkstätten, Konzentrationslager, aber auch Orte der religiösen Ausübung begleitet und unterstützt. In historischer Auseinandersetzung mit der Gedenkstätte und dem Ort bildet dabei den Höhepunkt meist das Treffen mit einem/einer Zeitzeug*in und/oder Überlebenden, der*die durch seine*ihre Erzählungen ein Stück Realität an den Ort des Geschehens zurückbringt und ihn so für die Freiwilligen greifbarer macht.
Europas Geschichte und Gegenwart sind ohne das kulturelle Erbe der jüdischen Gemeinden und den wechselseitigen Einflüssen zwischen Juden und Nicht-Juden nicht vorstellbar. Vernichtungs- und Rassenwahn der Nationalsozialisten und ihrer Helfer*innen führten zu einer fast vollständigen Auslöschung jüdischen Lebens. In den Sommerlagern erinnern wir an die Menschen, die aus der Mitte Europas gerissen wurden und begeben uns auf eine Spurensuche in die kulturelle Vielfalt des europäischen Judentums.
Literatur, Musik, Kunst, Religion, Politik und Forschung: In allen Lebensbereichen kommen wir in Berührung mit den Spuren jüdischer Kultur und Schaffenskräfte in Europa. Beinahe achtzig Prozent der heute weltweit lebenden Juden haben ihre Wurzeln in den Ländern Mittel- und Osteuropas.
Mit unserer Arbeit in den Sommerlagern wollen wir die heutigen, oft kleinen jüdischen Gemeinden dabei unterstützen, Zeugnisse ihres kulturellen Erbes zu bewahren. Daher arbeiten die Teilnehmenden oft auf jüdischen Friedhöfen, legen alte Wege frei, säubern Grabsteine, beseitigen Unkraut und Gestrüpp und helfen dabei, den Friedhof als Erinnerungsort erfahrbar zu machen. Bis heute werden immer wieder jüdische Friedhöfe und Grabstätten geschändet. Mit unserem Engagement wider dieser Zerstörung wollen wir an die Menschen erinnern, die auf den Friedhöfen ruhen, und an diejenigen, die die Gräber ihrer Eltern und Großeltern nicht mehr pflegen können, weil sie von den Nationalsozialisten vertrieben oder ermordet wurden. Junge und ältere Teilnehmer*innen setzen aktive Zeichen gegen Judenfeindschaft und Rassismus.
Über diese aktive Erinnerungsarbeit hinaus, suchen wir in den Sommerlagern eine lebendige Begegnung zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Teilnehmer*innen und Projektpartner*innen: Oft dürfen die Gruppen einen Shabbattgottesdienst erleben und kommt es zu intensiven Gesprächen über Religion, Judentum heute, Alltag, Kunst, Musik….und vieles mehr.
Jedes Sommerlager ist ein Unikat. Manche Projekte mitsamt den dahinter steckenden kreativen Ideen für Friedens- und Versöhnungsarbeit lassen sich nicht in einem Programmzweig zusammenfassen oder vereinen mehrere Arbeitsfelder in sich. Deshalb belassen wir sie in dieser Buntheit und laden euch ein, die “weiteren Projekte” von ASF, genau wie die anderen Sommerlager, einfach selbst kennenzulernen.
Was ist ein Sommerlager Ü40?
Mit den Sommerlagern Ü40 möchten wir besonders jene Freiwilligen ansprechen, die gern in einer nicht-jugendlichen Gruppe arbeiten und Geschichte(n) vor Ort erleben möchten. Generell gilt jedoch, dass wir die Arbeit in den ASF-Friedensdiensten als offenes Angebot für Menschen jeder Generation verstehen. Angehörige der Generation Ü40 können sich ebenso für alle anderen Projekte anmelden, ebenso wie jüngere Interessent*innen die Ü40-Sommerlager unterstützen können. Für die Teilnahme an einem Sommerlager Ü40 werden die Anmeldungen älterer Teilnehmer*innen jedoch bevorzugt berücksichtigt.
Mit den Sommerlagern Ü40 möchten wir besonders jene Freiwilligen ansprechen, die gern in einer nicht-jugendlichen Gruppe arbeiten und Geschichte(n) vor Ort erleben möchten. Generell gilt jedoch, dass wir die Arbeit in den ASF-Friedensdiensten als offenes Angebot für Menschen jeder Generation verstehen. Angehörige der Generation Ü40 können sich ebenso für alle anderen Projekte anmelden, ebenso wie jüngere Interessent*innen die Ü40-Sommerlager unterstützen können. Für die Teilnahme an einem Sommerlager Ü40 werden die Anmeldungen älterer Teilnehmer*innen jedoch bevorzugt berücksichtigt.
Wer kann mitmachen?
Alle können mitmachen, die sich die körperliche Arbeit in den ein- bis zweiwöchigen Projekten zutrauen und Freude daran haben, sich mit der Kultur, der Geschichte und der aktueller Situation im jeweiligen Sommerlager-Land zu beschäftigen. Der Arbeitsumfang variiert von Sommerlager zu Sommerlager und beträgt in der Regel 5-6 Stunden.
Wie funktioniert die Anmeldung?
Die Anmeldung für die Ü40-Sommerlager begann im April 2023. Zunächst werden alle Anmeldungen gesammelt. Bei der Annahme für ein Sommerlager versendet das Büro für die internationalen Sommerlager eine E-Mail und bittet um die Begleichung des Teilnahmebeitrages. Die Teamer*innen der Sommerlager werden im Anschluss die Teilnehmer*innen kontaktieren und über den aktuellen Stand der Planungen informieren.
Was kostet die Teilnahme?
Für die Teilnahme, inkl. Verpflegung, Programm und Unterbringung bitten wir um einen Beitrag gemäß der Information in der Rubrik Kosten. Bei der Buchung der An- und Abreise beraten wir die Teilnehmer*innen gerne, jedoch können wir die Kosten hierfür nicht übernehmen.
Eindrücke
Neugierig geworden? Einige Bilder und zwei kurze Videos aus den Sommerlagern 2019 geben Einblicke in die Sommerlager in den Gedenktstätten (Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide) und auf den jüdischen Friedhöfen (Litauen, Stadt Vystytis). Viel Spaß und hoffentlich bis bald!
Programm 2023
Hier findest Du die Eckdaten zum Programm 2023.
Internationales Sommerlager „Ein Kurzfilm zum Thema NS-Zwangsarbeit“
21.08.-31.08.2023 (18-30 Jahre alt, international)
Das ASF Sommerlager findet in Kooperation mit der Internationalen Jugendnormalbegegnungsstätte des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit in Berlin Schöneweide statt. Im Mittelpunkt des Sommerlagers steht die Arbeit mit historischen Quellen und die Erarbeitung eines Kurzfilms. Ein Fokus liegt hierbei auf NS-Zwangsarbeit und Geschlecht.
Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit befindet sich am Ort eines ehemaligen, fast vollständig erhalten gebliebenen Zwangsarbeitslagers. Dieser Ausstellungs-, Archiv- und Lernort widmet sich schwerpunktmäßig einer jahrzehntelang vergessenen Opfergruppe: den Zwangsarbeiter*innen aus fast allen europäischen Ländern, die während des Zweiten Weltkrieges für das NS-Regime arbeiten mussten. Im Mittelpunkt steht das Schicksal der mit rund 8,4 Millionen größten Gruppe der zivilen Zwangsarbeiter*innen, für die es bis 2006 keinen eigenen Erinnerungsort gab.
Das Sommerlager findet in Kooperation mit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte statt, die 2015 auf dem Gelände des Dokumentationszentrums eröffnet wurde. Sie bietet einen Ort, an dem junge Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zusammenkommen, diskutieren und gemeinsam lernen. Am Beispiel der NS-Diktatur und der Zwangsarbeit beschäftigen sich die Teilnehmer*innen mit Mechanismen von Ausgrenzung und Ausbeutung.
Während des Sommerlagers beschäftigen sich die Teilnehmer*innen mit den Lebensgeschichten der ehemaligen Zwangsarbeiter*innen. Anhand von Führungen, Workshops und der Arbeit mit verschiedenen historischer Quellen – insbesondere Biographien und Interviews – kriegen die Teilnehmer*innen einen Einblick in den Alltag der ehemaligen Zwansgarbeiter*innen. Auch die Strukturen, Organisation und Ideologie der NS-Zwangsarbeit werden in den Blick genommen. Inhaltlich und thematisch legen wir hierbei einen Fokus auf NS-Zwangsarbeit und Geschlecht.
Im praktischen Teil lernen die Teilnehmer*innen Theater und Performance Grundlagen kennen. Gemeinsam suchen wir nach szenischen Umsetzungen für die inhaltliche Auseinandersetzung mit Zwangsarbeit und nutzen dazu das Gelände und die bearbeiteten historischen Quellen. Die Szenen werden filmisch aufbereitet und ergeben am Ende einen Kurzfilm der eine künstlerisch/performative Darstellung der inhaltlichen Arbeit der Teilnehmer*innen ist.
Sommerlager Weimar-Buchenwald
22.07.-05.08.2023 (18-30 Jahre alt, international)
Buchenwald bei Weimar ist ein Ort mit vielschichtiger und mehrdeutiger Geschichte. Unter inhaltlicher Begleitung der pädagogischen Abteilung der Gedenkstätte setzen sich die Teilnehmer*innen des Sommerlagers mit dieser Geschichte auseinander.
Ab Sommer 1937 wurde auf dem Ettersberg nahe Weimar das nationalsozialistische Konzentrationslager Buchenwald errichtet. Es war eines der größten Lager auf deutschem Gebiet. Im Februar 1945 waren im KZ Buchenwald und den dazugehörigen Außenlagern über 112.000 Menschen aus 60 verschiedenen Ländern der Welt eingesperrt. Sie mussten zumeist harte Zwangsarbeit leisten, ab 1942 vor allem in deutschen Rüstungsbetrieben. Mindestens 56.000 Menschen starben in den Lagern oder wurden gezielt ermordet.
Von 1945 bis 1950 nutzte die sowjetische Besatzungsmacht das Gelände als Speziallager. Nach 1950 wurden die meisten Gebäude abgerissen. In der neu gegründeten DDR plante man eine Gedenkstätte für den „antifaschistischen Widerstand“. Die „Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald” wurde 1958 eingeweiht. Seit den 1990ern wurden zahlreiche Veränderungen in und an der Gedenkstätte vorgenommen, um auch an andere Opfer des nationalsozialistischen Regimes zu erinnern. Zwei historische Dauerausstellungen informieren über die Geschichte des Konzentrationslagers und über die des sowjetischen Speziallagers. Es gibt auch eine Kunstausstellung.
Neben praktischen Pflege- und Erhaltungsarbeiten am Wanderweg „Gedenkweg Buchenwald-bahn“ entlang der ehemaligen Bahnschienen oder im ehemaligen Lagergelände beschäftigen sich die Teilnehmer*innen des Sommerlagers mit der vielschichtigen Vergangenheit des Ortes. Am Gedenkweg können sie die Namen deportierter Kinder und Jugendlicher in Steine gravieren oder in der Restaurierungswerkstatt bei Ausgrabungen gefundene Gegenstände restaurieren. Die Nähe des Lagers zu der für die deutsche Geschichte und Kultur bedeutenden Stadt Weimar wird thematisiert. Auch ist der Umgang mit der Geschichte des vielschichtigen Ortes Buchenwald seit 1945 bis heute ein Thema. Neben dem Ort selbst mit den erhalten gebliebenen Gebäuden und Fundamenten gibt es durch Texte, Fotografien, Zeichnungen, Fundstücke, Archivalien, Ton- und Filmmaterial zahlreiche Möglichkeiten zur Auseinandersetzung.
Sommerlager Flossenbürg: Digitale Archivarbeit
09.08.-22.08.2023 (18-35 Jahre alt, international)
Im Sommer 2023 wird zum dritten Mal ein Sommerlager an der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg stattfinden. Der Ort Flossenbürg liegt in Bayern und ist lediglich einige Kilometer von der tschechischen-deutschen Grenze entfernt. Im Jahr 1938 errichtete die SS dort ein Lager mit dem Ziel, die Häftlinge durch Zwangsarbeit im Granit-Steinbruch auszubeuten.
Ab 1943 wurde das Lager zum Rüstungsstandort der Firma Messerschmitt. Rund 100.000 Häftlinge aus 35 Ländern befanden sich im Konzentrationslager Flossenbürg und seinen Außenlagern. Mindestens 30.000 Gefangene überlebten das Lager nicht.
Es finden sich hier noch heute Spuren und Zeugnisse der Verbrechen. Am historischen Ort können sich die Teilnehmenden der Vergangenheit annähern, ihre Beobachtungen und Erfahrungen einbringen und bestehende Geschichtsbilder gemeinsam reflektieren. Neben der Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes werden die Teilnehmenden durch die Arbeit am digitalen Archiv „Memorial Archives” neue Standards in der Archivarbeit kennenlernen und zu deren Weiterentwicklung beitragen.
Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg bietet eine Plattform für Diskussionen zum Thema Erinnerungskultur im nationalen und transnationalen Kontext. Mehr als 75 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus kann man hier der Frage nachgehen, was diese Geschichte mit uns zu tun hat und was sie heute bedeutet. Dabei bringen jeder und jede ihre eigenen Fragen und Zugänge zu den historischen Ereignissen, zur Verfolgung, Verbrechen und Vernichtung mit. Die Gedenkstätte eröffnet einen Raum, in dem diese Themen im Dialog mit anderen und auf vielfältige Weise angestoßen und begleitet werden.
Die internationale Begegnung wird durch thematische Exkursionen (z.B. nach Nürnberg), sowie um ein erlebnisorientiertes Rahmenprogramm ergänzt. Gemeinsame sportliche und kulturelle Veranstaltungen und Freizeitangeboten der Region stärken das Miteinander und bieten einen Ausgleich zum intensiven inhaltlichen Austausch.
„Diversität und Geschlechterbilder in Israel und Deutschland“
Jugendsommerlager in Berlin und Jerusalem
03.08.-17.08.2023 (16-21 Jahre alt, für Teilnehmer*innen aus Israel und Deutschland)
Das ASF Sommerlager beschäftigt sich mit den Themen Geschlechtsidentität, sexuelle Identität und der queeren Community in Geschichte und Gegenwart.
Es richtet sich an interessierte Menschen im Alter von 16-21 Jahren.
Welche geschlechtsspezifischen Rollenbilder sind in Israel und Deutschland vorhanden und wie wurden diese durch Religion, Gesellschaft und Geschichte geprägt? Welche Unterschiede in der Wahrnehmung von Diversität und Gender lassen sich in beiden Ländern ausmachen, welche Parallelen werden sichtbar?
Jugendsommerlager in Berlin und Jerusalem
Es richtet sich an interessierte Menschen im Alter von 16-21 Jahren.
Im Mittelpunkt des Projekts stehen Workshops, Vorträge, Stadtführungen, Museumsbesuche und vor allem Begegnungen mit Menschen. Wir werden uns zunächst auf den Weg nach Berlin machen (03.08.-10.08.2023) und die Stadt in ihrer ganzen Vielfalt entdecken. Gemeinsam wollen wir geschlechtsspezifische Rollenbilder und Vielfalt in der deutschen Gesellschaft hinterfragen und unsere eigenen Vorstellungen reflektieren.
Nach einer Woche werden wir nach Jerusalem fliegen (10.08.-17.08.23). Dort haben wir die Möglichkeit, uns mit den verschiedenen Facetten der israelischen Gesellschaft zu beschäftigen. An diesem Ort treffen Judentum, Islam und Christentum aufeinander, die das Leben der Menschen als Individuen wie auch der Gesellschaft als Ganzes beeinflussen.
Neben der aktuellen gesellschaftspolitischen Relevanz ist das Thema auch historisch bedeutsam, denn queere Menschen waren auch in der NS-Zeit ein Angriffspunkt, etwa durch die Verfolgung von Homosexuellen, auch durch die massive Einschränkung von Frauenrechten. Heute haben sich die Geschlechterbilder von damals gewandelt, und es gibt in beiden Ländern mehr Toleranz und eine ausgeprägte Vielfalt in Bezug auf sexuelle Identität und Rollenvorstellungen.
Dennoch sind in beiden Staaten Menschen, die nicht den vorherrschenden Rollenbildern entsprechen, mit Unterdrückung und manchmal sogar Gewalt konfrontiert. Deshalb setzen wir uns mit diesem Thema auseinander, und was noch wichtiger ist, die Teilnehmenden werden sich aktiv dafür einsetzen, wie wir eine bessere Zukunft für uns alle gestalten können.
Der Austausch zwischen jungen Menschen aus Israel und Deutschland ist wertvoll und von besonderer Bedeutung. Durch die nationalsozialistische Vergangenheit sind die Menschen beider Länder unweigerlich miteinander verbunden. Deshalb werden wir während des Sommercamps Vorurteile abbauen und den kulturellen Austausch fördern. Gemeinsam wollen wir uns an die Vergangenheit erinnern und durch die wertvollen Begegnungen ein Zeichen für die Zukunft setzen.
Wir freuen uns schon jetzt auf ein solidarisches und rücksichtsvolles Sommercamp.
Sommerlager Višķi, Lettland
31.07.-13.08.2023 (18-30 Jahre alt, international)
„Das lettische Dorf Višķi ohne Synagoge – (Wie geht es weiter?)“ – Europas Gedächtnis pflegen und die Zukunft gemeinsam gestalten
Višķi ist ein Ort bei Daugavpils in Südostlettland, eine wunderbare Gegend mit drei Seen, aber auch ein Shtetl (Dorf), wie tausend andere kleinere und größere Dörfer und Städte in Osteuropa, wo eine blühende Landschaft jüdischen Lebens mit ihrem geistigen Zentrum war: der Synagoge. Heute sind in Višķi nur noch die drei sichtbaren Stufen auf einem Fundament als Reste der Synagoge, unter Gras versteckt, zu entdecken. Ein Ort ohne Synagoge – Wie geht es weiter?
Das Sommerlager wird zum zweiten Mal von ASF und dem Verein “Drei Stufen e.V.” (Osnabrück) in enger Zusammenarbeit organisiert. Die Arbeit, die bereits 2022 angefangen wurde, wird dieses Jahr nun fortgesetzt.
Es sollen durch das Workcamp insbesondere junge Menschen aus verschiedenen Ländern für die jüdische Geschichte des Shtetls Višķi als Beispiel für die jüdische Geschichte Lettlands und Osteuropas interessiert und sensibilisiert werden, um die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Mit der praktischen Arbeit durch die Teilnehmer*innen am Ort der Synagoge zur Freilegung der Fundamentoberfläche, zur Durchführung von Abmessungen unter der Anleitung von Vermessungstechniker*innen, zu Garten- und Reinigungsarbeiten am Synagogenfundament wird ein aktives Zeichen zur Verständigung und Sichtbarmachung des jüdischen Erbes in der kleinen Gemeinde geschaffen, auf dessen Basis ein Denkmal entstehen wird. Die Arbeit in Višķi wird ergänzt durch eine thematische Annäherung an die Geschichte des multiethnischen und multikonfessionellen Ortes sowie an die Bezüge zur jüdischen Kultur in Lettland in Vergangenheit und Gegenwart.
Sommerlager in Zarasai
17.07.-26.07. 2023 (18-35 Jahre alt, international)
Im Mittelpunkt des Sommerlagers steht die Arbeit auf einem örtlichen Friedhof. Thematisch beschäftigt sich das Projekt mit der jüdischen Geschichte und Kultur in Litauen sowie mit der wechselvollen, komplexen litauischen Geschichte im 20. Jahrhundert.
Zarasai ist eine alte, landschaftlich reizvolle und gemütliche Stadt im Norden Litauens an der Grenze zu Lettland. Sie liegt zwischen 7 Seen und hat 6.000 Einwohner. Zarasai war traditionell eine multiethnische und multikonfessionelle Stadt mit jüdischen, russisch-orthodoxen, russisch-altgläubigen, katholisch-polnischen sowie litauischen, weißrussischen und lettischen Gemeinden und Gemeinschaften. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts lebten dort Juden. Im 19. Jahrhundert erreichte die jüdische Gemeinde mit 3.350 Einwohnern oder 52 % der Gesamtbevölkerung ihren Höhepunkt. Die Stadt verfügte über 6 Synagogen. Zwischen den beiden Weltkriegen machte die jüdische Gemeinde etwa 1/3 der Bevölkerung aus.
Ziel des Sommercamps in Zarasai ist es, das jüdische Erbe der Stadt zu bewahren und Informationen und Material für die Inventarisierung des örtlichen jüdischen Friedhofs bereitzustellen und dazu beizutragen, die Situation des Friedhofs und der dort begrabenen Personen zu verstehen. Die Inventarisierung umfasst die Reinigung und Säuberung des Friedhofs von Schutt und übermäßiger Vegetation, die Digitalisierung und Bestimmung der Koordinaten der Gräber sowie die Identifizierung und Abschrift lesbarer Inschriften. Die Mitarbeit der Freiwilligen wird entscheidend dazu beitragen, dass diese fast verlorenen Informationen der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.
Die thematische Arbeit dieses Sommerlagers hat mit der jüdischen Geschichte und Kultur in Litauen zu tun, sowie mit der wechselvollen, komplexen litauischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Wie in allen Sommercamps können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitere Themen aufgreifen, die sie interessieren.
Neben Freizeitaktivitäten in der unmittelbaren Umgebung haben die Teilnehmer auch die Möglichkeit, die litauische Hauptstadt Vilnius, Kaunas oder Daugavpils in Lettland während des Programms zu besuchen.
Internationales Sommerlager in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim/Auschwitz
05.08-15.08.2023 (18-40 Jahre alt, für Teilnehmer*innen aus der EU)
In dem Projekt setzen wir uns mit der Geschichte des Ortes auseinander und erarbeiten eine Informationsmappe in englischer Sprache zur Geschichte der Nebenlager, die in der NS-Zeit an Produktionsstandorten entstanden sind, in denen die Häftlinge Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie und der Landwirtschaft leisten mussten.
Oświęcim, eine Kleinstadt in Südpolen. Den Meisten bekannt unter dem deutschen Namen Auschwitz und weltweit als das Symbol des Holocaust. Nicht viele wissen, dass die Stadt schon eine über 800-jährige Geschichte hat. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten hier in Oszpicin, der jüdische Name für die Stadt Oświęcim, 8.000 Juden bei einer Gesamtbevölkerung von 14.000 Einwohnern. Über 400 Jahre prägte das jüdische Leben, die jüdische Kultur und zahlreiche Synagogen das Stadtbild.
All dies änderte sich mit der Besetzung Oświęcims im September 1939 sowie der Errichtung des Konzentrationslagers Auschwitz und des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. In der Zeit des Bestehens von Auschwitz entstanden fast 50 Nebenlager und um Oświęcim befanden sich alleine im ehemaligen Interessengebiet 8 landwirtschaftliche Nebenlager und ein Komplex von Lagern.
In diesem internationalen Sommerlager wollen wir uns mit dieser Geschichte auseinandersetzen und eine Informationsmappe in englischer Sprache mit lokalen Akteur*innen erarbeiten. Die Informationsmappe soll Hintergrundinformationen über den Lagerkomplex Auschwitz liefern und die ehemaligen Nebenlager erfassen, die heute kein Teil des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau sind. An diesen Orten befinden sich aber bis heute Überreste der ehemaligen Lager und Erinnerungsorte, die zu besichtigen sind. Diese ehemaligen Lagerstätten und Erinnerungsorte wollen wir systematisch in einer Informationsmappe erfassen und dokumentieren, so dass auch das selbstständige Aufsuchen dieser Orte für Besucher*innen möglich wird.
Die Mappe wird dementsprechend Informationen enthalten über die exakte Verortung der ehemaligen Lager in der heutigen Landschaft, die historische Hintergrundinformation mit den Stimmen der Überlebenden, die historische Spuren bzw. Überreste, die noch vor Ort vorzufinden sind und Erinnerungsorte (Denkmäler, Erinnerungsplaketten usw.).
Darüber hinaus stehen weitere praktische Arbeiten auf dem Programm. Wir werden auf dem jüdischen Friedhof in Oświęcim Erhaltungs- und Pflegearbeiten durchführen – Unkraut und Gestrüpp beseitigen und Grabsteine säubern. Die Arbeit auf dem jüdischen Friedhof ist ein aktiver Beitrag zur Erinnerung. Mit unserem Engagement erinnern wir an die Menschen, die auf den Friedhöfen ruhen, und an diejenigen, die die Gräber ihrer Angehörigen nicht mehr pflegen können, weil sie von den Nationalsozialisten vertrieben oder ermordet wurden.
Sommerlager in Wroclaw
27.08-7.09.2023 (generationsübergreifend, international)
Der Jüdische Friedhof in Breslau/Wroclaw benötigt zu seiner Restaurierung viele Helfer*innen. Nachdem in den letzten Jahren regelmäßig Sommerlager stattgefunden haben, gehen die Arbeiten in diesem Jahr in einer intergenerativen Gruppe weiter.
Der Jüdische Friedhof an der Flughafenstraße/ul. Lotnicza, der von der Jüdischen Gemeinde Breslau/Wrocław seit 1902 ununterbrochen als Begräbnisplatz bis heute genutzt wird. Es wurden auf diesem Friedhof viele bekannte jüdische Persönlichkeiten, die für die Stadt Wrocław bedeutet waren. Zu seiner Restaurierung werden viele Helfer*innen benötigt.. Nachdem in den letzten Jahren regelmäßig Sommerlager stattgefunden haben, gehen die Arbeiten in diesem Jahr in einer intergenerativen Gruppe weiter. Das Sommerlager richtet sich vor allem an Menschen ab 40 Jahren, steht aber allen volljährigen Interessent*innen offen.
Ort des Arbeitseinsatzes im Sommerlager ist der alte, größte Teil des jüdischen Friedhofs, auf dem bis Ende des Zweiten Weltkrieges begraben wurde. Es liegen dort bedeutende jüdische Bürger von Wrocław, die sich für diese Stadt verdient gemacht hatten. Er wurde nicht mehr gepflegt und ist zum Teil mutwillig zerstört worden. Die nördliche Hälfte ist ganz zugewachsen. An einigen Stellen des Friedhofsareals wurde begonnen, Gehölz und Geäst aus früheren Baumfällaktionen zu beseitigen, Grabfelder und Wege zu beräumen und zu säubern, nachgewachsenen Wildwuchs zu entfernen. Die dabei freigelegten Grabsteine wurden – soweit möglich – aufgestellt und repariert. Auch das “Feld 24”, auf dem jüdische Zwangsarbeiter*innen und KZ-Häftlinge während des Zweiten Weltkriegs beerdigt wurden, soll vom dort liegenden Gehölz beräumt und vom Bewuchs gesäubert werden, um die Grabstellen sichtbar zu machen. Die Arbeiten finden unter fachkundiger Anleitung des Friedhofspersonal statt. Der Friedhof wird auch heute noch regelmäßig für Begräbnisse genutzt.
Wrocław präsentiert sich als quirlig-lebendige Großstadt mit einer unverwechselbaren Atmosphäre, als „Stadt der Begegnung“. Das Begleitprogramm des Sommerlagers beinhaltet das Kennenlernen von Geschichte und Gegenwart der Stadt, insbesondere die Spurensuche jüdischen Lebens, und in vielfältiger Weise die Begegnung mit Menschen, mit Kultur, Religion und Natur. Die Teilnehmer*innen haben die Gelegenheit, eine ganz besondere, geschichtsträchtige und moderne Stadt zu entdecken.
Sommerlager in Budapest
15.07-27.07.2023 (18-40 Jahre alt, für Teilnehmer*innen aus der EU)
Ein Sommerlager zu Gast in Budapest – der Heimat einer der größten und dynamischsten jüdischen Gemeinden in Europa. In Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Kulturbund “Mazsike” werden die Teilnehmer*innen in die Vergangenheit und Gegenwart jüdischen Lebens in Ungarn eintauchen und das moderne Budapest vor dem Hintergrund seiner langen und facettenreichen Geschichte kennenlernen.
Die Wurzeln des Sommerlagerprogramms von Aktion Sühnezeichen sind eng mit der Arbeit in Ungarn verbunden. Zu den körperlichen Arbeiten gehören leichte Garten- und Pflegearbeiten für den Erhalt und die Instandsetzung des weitläufigen jüdischen Friedhofs und seiner Grabsteine.Der größte jüdische Friedhof Ungarns mit seinen alten Grabsteinen und Mausoleen liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums und ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem Herzen der Stadt, wo die Sommerlagergruppe wohnen wird, zu erreichen. Außerdem ist es geplant, einige Tage auf dem Lande zu verbringen und dort auf einem jüdischen Friedhof zu arbeiten.
Die besondere und wechselvolle Geschichte der ungarischen Jüdinnen und Juden erschließen sich die Teilnehmer*innen auf vielfältige Weise: durch historische Stadtrundgänge durch die wunderschöne Budapester Altstadt, Besuche der verschiedenen Synagogen, Gespräche mit Repräsentant*innen der jüdischen Gemeinde und mit Menschen, die die NS-Besatzung in der Stadt überlebt haben.
Im Rahmen des Sommerlagers werden die Freiwilligen die Möglichkeit haben, sich mit Formen des Widerstands gegen die Judenverfolgung auseinanderzusetzen. Was war das sogenannte internationale Getto, welche Rolle spielten Diplomaten bei der Rettung jüdischen Lebens, wo gab es andere Formen des Widerstands? Wie wird heute mit diesen Fragen umgegangen, wie und was wird erinnert? Hat das etwas mit Ungarn und Europa heute zu tun? In der Freizeit bietet das Sommerlager die Chance, das Land – die Hauptstadt und eine ländliche Region zu entdecken.